Christian Huther
Aktuelle Kunst aus Mexiko
Kunstverein/Raiffeisenhalle, Frankfurt, 19.9. – 1.11.1992
Unermeßlich muß die Schwermut sein. Zwar sind die jungen mexikanischen Künstler mit allen internationalen Stilen und Moden vertraut, aber die tauchen nur als Erinnerungsfetzen auf. Zu tief scheinen die Künstler Mittelamerikas mit Tradition, Kultur, Mythos und Historie, aber auch mit der Vermischung der Kulturen beschäftigt, als daß sie sich daraus befreien könnten. Das ist der erste Eindruck von der Schau des Frankfurter Kunstvereins, die elf junge Mexikaner zum diesjährigen Thema der Frankfurter Buchmesse vorstellt.
Die Künstler sind zwischen 25 und 45 Jahre alt und bei uns nahezu unbekannt. Der Schwerpunkt liegt auf Malerei und Fotografie, Skulpturen und Installationen werden nur gestreift. Ausgesucht wurden die Künstler mit mexikanischer Hilfe, aber allein in der Verantwortung von Kunstvereins-Direktor Peter Weiermair. Da derzeit das ausgebrannte Stammhaus am Römer renoviert wird, ist der Kunstverein ins Ostend gezogen, in die alte Raiffeisenhalle. Die ist schon lange für einige Frankfurter Museen im Gespräch, aber auch in der Mainmetropole ist inzwischen das Geld knapp. Der Weg vom Zentrum ist übrigens nicht weit, auch der Portikus ist nahe.
In dieser Schau spielen Inszenierung und Selbstdarstellung eine große Rolle, das leidende Ich – und seien es nur die gefesselten Hände bei Gerardo Suter – steht im Mittelpunkt der künstlerischen (Selbst-)Befragung. Suter ist es auch, der in seinen von mächtigem Dunkel erfüllten Schwarzweißfotos als Indio auftritt und – beinahe triumphierend – mit dem Finger auf steinerne Kunstdokumente seiner Vorfahren weist oder sie sich gleich vors Gesicht hält, während eine Etage höher, im – für…