“aktuell ’83” oder die große Krise
Städtische Galerie im Lenbachhaus; Galerie Pol, München
Die historischen Sammlungen des Lenbachhauses wurden in den Keller geräumt, damit in München zeitgenössische Kunst einmal im großen Rahmen gezeigt werden kann. Leider gibt es für solch ein Unternehmen hier keine Räumlichkeiten. Das ist sehr zu bedauern, weil die ständige Sammlung des Lenbachhauses eigentlich hochaktuell ist, besonders im Hinblick auf “aktuell ’83”. Immerhin liegt der Schwerpunkt der Sammlung auf Kandinsky und dem Blauen Reiter. Hier wäre es leicht durch Augenschein zu erkennen, wie sehr gerade diese Epoche von der neuen Malerei ausgebeutet wird. Vieles, was in “aktuell 83” angeboten wird, ist damals bereits viel besser vorformuliert worden.
Insofern ist einer der Ansatzpunkte für diese auch “Alpentriennale” genannte Ausstellung berechtigt: Man wollte an die kunsthistorischen Großtaten, die in Mailand, Wien, Zürich und München am Anfang unseres Jahrhunderts geschehen sind, anknüpfen. Nur leider ist davon wenig zu sehen. Immerhin findet wenigstens zeitlich parallel die Ausstellung “Boccioni und Mailand” in der Münchner Stuckvilla statt. – Die Veranstalter wollten sozusagen die aufgegangene Saat vorstellen. Daß wir aber meist bereits beim dritten und vierten Schnitt angelangt sind, haben sie übersehen. Sonst hätten sie vielleicht doch ein inhaltliches Konzept erarbeitet und es nicht bei diesen äußeren Begrenzungen belassen, die sich allein aus dem Wohnsitz der Künstler(innen) ergeben. Auch die gesetzte Altersgrenze – niemand durfte vor 1940 geboren sein – wirkt fast komisch, weil die Gleichung jung = aktuell doch nur selten aufgeht. Hinzu kommt, daß hier vier Kommissare – Erika Billeter für Zürich, Dieter Ronte für…