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Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte · von Jürgen Raap · S. 332
Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte ,

Aktionen und Projekte

2020 Solidarity

„Between bridges“ nannte sich ursprünglich ein Non-Profit-Ausstellungsraum, den der Fotokünstler Wolfgang Tillmans in London und Berlin organisiert hatte. Seit 2017 heißt auch eine Stiftung so, die sich für Demokratie, internationale Verständigung und LGBT-Rechte einsetzt. Derzeit führt „Between bridges“ eine Aktion 2020 Solidarity durch, um Kultur- und Musikorten, Sozialprojekten, unabhängigen Räumen und Publikationen“ zu helfen, die von der gegenwärtigen Krise existenziell bedroht sind. Über fünfzig internationale Künstler*innen enthält die Liste mit Postermotiven: neben Tillmans sind u.a. Marlene Dumas, Melanie Bonajo Tomma Abts, Nicole Eisenman, Isa Genzken oder Marl Leckey beteiligt. Diese Poster werden nicht verkauft, sondern „Between Bridges“ organisiert, druckt und verteilt sie kostenlos an die betroffene Organisation. Die Poster können so in verschiedene Crowdfunding-Kampagnen aufgenommen werden. Die Poster sind gegen eine Spende über 50 Euro erhältlich. Die Auflage ist nicht limitiert, sie werden aber jeweils nur für einen begrenzten Zeitraum verfügbar sein.“ Between bridges veröffentlicht „kontinuierlich unter jedem Poster Links zu den Organisationen, an die man spenden und von denen man die Poster erhalten kann. Wer also als „Organisation, Charity oder ein Betrieb im kulturellen oder sozialen Sektor“ teilnehmen will, kann sich melden unter: 2020Solidarity@betweenbridges.net

Goethe-Institut: Kulturama.Digital

Ob ein Konzert in Tokio in einem Wohnzimmer oder woanders auf einem Balkon stattfindet; ob ein Video von einem virtuellen Ausstellungsrundgang in New York gedreht wird oder eine Lesung als Livestream aus Nairobi gepostet wird: Um Kulturschaffenden und ihren Online-Veranstaltungen über Grenzen hinweg mehr Sichtbarkeit und Reichweite zu verschaffen, bringt das Goethe-Institut die digitale Plattform „kulturama.digital“ an den Start. Ab sofort können Kulturschaffende aller Sparten und weltweit ihre Veranstaltung hier für ein internationales Publikum kostenlos zugänglich machen und über die Möglichkeit einer Spenden-Funktion auch finanzielle Unterstützung vom Publikum erhalten.
www.kulturama.digital

Christo: 25 Jahre Reichstags-Verhüllung

Genau 25 Jahre ist es jetzt her, dass Christo und Jeanne-Claude im Sommer 1995 das Berliner Reichstagsgebäude verhüllten. An dieses Ereignis erinnert die aktuelle Ausstellung im Palais Populaire der Deutschen Bank (Unter den Linden 5), die bis zum 17. August 2020 läuft. Dokumentiert werden die Projekte von Christo und Jeanne-Claude aus den Jahren 1963 bis 2020. Die Exponate stammen aus der Sammlung von Ingrid und Thomas Jochheim, die Christo und Jeanne-Claude seit 1994 kennen. Seitdem sammeln sie Unikate und Objekte des Künstlerpaares und zählen zu den wenigen Unterstützern weltweit, die die Realisierung der aufwändigen Projekte ermöglicht haben. Gezeigt werden auch Entwürfe für die Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe, die Christo 2021 vornimmt. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei, allerdings muss vorab ein Ticket für ein Zeitfenster reserviert werden unter www.ticketspopulaire.de

Wien: Telefon-Aktion

Im Zeitalter der Digitalisierung sollte das Analoge nicht völlig verloren gehen. Wo andere in der Corona-Krise ihre künstlerische Produktion im Internet präsentieren, geht die Wiener Galerie „Helmut Arts Club“ bewusst andere Wege und bietet mit der Aktion „ON — Line. Kunst hebt ab“ eine „performative Ausstellung“ per Telefon an: Im Vergleich zu einem Videochat hat ein Anruf etwas Ehrliches und schafft Nähe …“ erklärt Galerieleiter Sydney Ogidan. Der Medientheoretiker Herbert Marshall McLuhan hatte zwischen „heißen“ und „kalten“ Medien unterschieden: das Buch oder der Kinofilm sind in diesem Sinne ein „heißes“ Medium, weil dieses nur einen einzigen Sinn erweitert. „Kalte“ Medien wie das Telefon, Fernsehen, und heute auch e-Mail oder Internet erfordern hingegen eine „aktive Ergänzung oder Vervollständigung“ durch den Rezipienten. Den Anfang machte Rade Petrasevic: Der Wiener Künstler stand eine Woche lang 24 Stunden nonstop telefonisch für Anrufe zur Verfügung. Es folgen dann im Wochentakt bis zum 1. Juli 2020 jeweils von Donnerstag bis Mittwoch acht weitere Akteure. Der Anruf kostet das Publikum via Handy oder österreichisches Festnetz 3,64 Euro pro Minute; und wer „die Nummer 0900 577 555 wählt, muss mit vielem rechnen: Beschimpft zu werden, eine Anweisung zu einer Performance zu erhalten, einen kunsttheoretischen Diskurs zu hören“.
www.helmutshotline.com.

Spin Art-Projekt mit Damien Hirst

Damien Hirst experimentierte 1992 erstmals mit Spin-Art in seinem Atelier in Brixton/London und schuf dann weitere Gemälde dieser Art bei seinem Aufenthalt in Berlin 1994. Bei seiner ersten Ausstellung zu maschinell erstellten Spin-Art-Zeichnungen wurden die Besucher aktiv eingebunden, selbst Kunstwerke zu erstellen. Sie konnten ihre eigenen Malereien freihand auf einer Spin-Zeichenmaschine entstehen lassen, die mithilfe einer Bohrmaschine betrieben wurde“ Jetzt erweitert Hirst dieses Konzept auf Arbeiten mit der Snapchat-Kamera: Snapchat führt eine neue Augmented Reality Lens ein, die in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Künstler Damien Hirst entstanden ist. Inspiriert von seinen ikonischen Spin-Paintings, können Snapchatter mit der Snapchat Lens direkt von zu Hause aus ihre eigenen Kunstwerke im Spin-Stil kreieren. Während sich eine virtuelle Leinwand dreht, entstehen durch das Auswählen verschiedener Farben individuelle Kreationen. Die Kooperation zwischen dem Künstler und der Snapchat Community ist mit einer Spendenaktion zugunsten von „Partners in Health“ verbunden, um in der Corona-Krise „öffentliche Gesundheitssysteme in unterversorgten Gemeinden weltweit zu unterstützen.
www.snapchat.com

Documenta-Vorbereitung in Corona-Zeiten

Zur letzten Documenta 2017 hielt der Co-Kurator Dieter Roelstraete schon zwei Jahre vor der offiziellen Eröffnung in Brüssel eine „Documenta Lecture“ ab – dass die künstlerische Leitung im Vorfeld der Kasseler Kunstschau an diversen internationalen Orten über die Konzeptdiskussionen informiert, gehört mittlerweile zur Tradition dieser Großausstellung. Doch in der Corona-Krise ist auch hier alles anders: Das LEITUNGSTEAM FÜR DIE DOCUMENTA 2022, das indonesische KOLLEKTIV RUANGRUPA, kann solche Meetings auch nur virtuell abhalten. LUMBUNG heißt das LEITMOTIV FÜR DIE „D 15“ im Sommer 2022 – das bedeutet in Indonesien „Reisscheune“ und meint ein „kollektives Topf- oder Ansammlungssystem“ für gemeinschaftlich geerntete oder gezüchtete Pflanzen als Ressource. Was sich daraus als Parabel für Solidarität, Empathie, Kooperation, Großzügigkeit und Teilen ausdeuten lässt, bekommt in diesen Krisenzeiten eine konkrete Bedeutung. Die Documenta nutzt für ihre Ausstellungen und Aufführungen nicht nur klassische museale Orte wie das Museum Fridericianum oder die Documenta-Halle, sondern auch Orte im städtischen Raum. Einer dieser Orte steht für den Zeitraum der „d 15“ (18. Juni bis 25. September 2022) jetzt schon fest: ein leer stehendes Sportgeschäft in Kassels Fußgängerzone.
https://www.documenta.de/de / documenta-fifteen

Julia Stoschek: Sammlung von über 860 Werken geht online

Die Julia Stoschek Collection umfasst eine der weltweit größten privaten Sammlungen zeitbasierter Medienkunst. Weil an den Standorten Düsseldorf und Berlin immer nur maximal 15 Prozent der Sammlung gleichzeitig ausgestellt werden können stellt Julia Stoschek ihre Sammlung von über 860 Werken von 282 Künstlern nun kostenlos und ohne Einschränkungen online zur Verfügung. Damit will die Sammlerin die konsequente Demokratisierung dieser Kunstform voranzutreiben: „Für mich ist diese digitale Präsentation der Kollektion ein wahr gewordener langjähriger Traum. Kunst soll gesehen werden“. Bis heute können über 68 film- und videobasierte Werke von 25 Künstlern aus der Sammlung im Online-Sammlungskatalog vollständig eingesehen werden. Zu den Werken dieser ersten Auswahl gehören Stücke von John Bock, Monica Bonvicini, Keren Cytter, Nathalie Djurberg und Hans Berg, Cao Fei, Fischli und Weiss, Christian Jankowski, Elizabeth Price, Wolfgang Tillmans, Andro Wekua und Tobias Zielony. In den kommenden Monaten werden jede Woche in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern Werke hochgeladen. Darüber hinaus steht ein neues wöchentliches Online-Videoformat mit dem Titel „Julia’s Most Wanted“ zur Verfügung, in dem Stoschek eines der vorgestellten Werke persönlich vorstellt. Der Online-Sammlungskatalog, der jetzt vollständig verfügbar ist, kann verwendet werden, um alle Werke in der Sammlung zu Forschungszwecken zu durchsuchen. Zusätzliche Informationen zu den Werken werden bereitgestellt, einschließlich Abbildungen und über 120 Einführungen in Deutsch und Englisch.
www.jsc.art

Ruhrtriennale abgesagt

Die Foto-Installation ,Miners‘ von Olu Oguibe in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum und eine neue Video-Installation von Candice Breitz in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang sollten einige der Highlights der diesjährigen Ruhrtriennale sein, die eigentlich am 14. August 2020 starten sollte. Doch im April 2020 beschloss der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH wegen der Corona-Krise die Streichung des Festivals. Vorsitzende des Aufsichtsrats ist die NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, die die Absage mit dem Hinweis begründete, dass „der Gesundheitsschutz des Publikums und der Beteiligten an erster Stelle stehe“. Die Ruhrtriennale Intendantin Stefanie Carp indessen hielt eine Absage bereits fast vier Monate vorher für „viel zu verfrüht“. Carp betonte, man hätte bei den Aufführungen alle notwendigen Hygienemaßnahmen einhalten können: „Wir hätten erstaunliche und unvergessliche Kreationen erleben können. Diese Chance ist leider durch voreiliges Absagen verspielt worden. Die Ruhrtriennale wäre mit den großen Räumlichkeiten in der Lage gewesen, die Sicherheit der Besucher zu garantieren und trotzdem künstlerisch besondere Lösungen zu finden.“
www.ruhrtriennale.de

Künstleraktion für Missionlifeline

Eine künstlerische Initiative stellt Arbeiten zur Verfügung, die zugunsten von Mission Lifeline verkauft werden. Damit soll eine Luftbrücke zwischen Griechenland und den anderen europäischen Ländern geschaffen werden, um die Not in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln zu lindern. Beteiligt mit ihren Werkspenden sind u.a. Louisa Clement, Isabella Fürnkäs, Anna Vogel, Martina Sauter, Talisa Lallai, Julis Brauckmann, Moritz Wegwerth, Alex Grein, Felix Breidenbach und Alexander Romey. Wer die Initiative unterstützen will, spendet direkt an Mission Lifeline und schickt einen Spendenbeleg an den Künstler oder die Künstlern zur anschließenden Übergabe der Arbeit.
www.mission-lifeline.de.

Salzburg: Internationale Sommerakademie findet statt

Die Internationale Sommerakademie 2020 in Salzburg findet statt, allerdings mit einem „kompromierten Kursprogramm“, das auf zwei Wochen beschränkt ist. „Anstelle von ursprünglich geplanten 19 Kursen finden elf statt, in analogem Format, online und hybrid, also die Kombination von beiden. Auf der Festung Hohensalzburg wird es fünf Kurse geben (drei davon hybrid), der Kurs am Steinbruch in Fürstenbrunn wird in der gesamten Länge von vier Wochen abgehalten und fünf Kurse werden ausschließlich online angeboten.“ Das Motto der Sommerakadmeie lautet „Neue Horizonte“. Dauer: 10.– 22. August 2020, im Steinbruch 26. Juli– 22. August 2020. Alle Anmeldungen bis 31. Mai 2020 werden gleich behandelt. Spätere Anmeldungen werden nach Maßgabe der Kapazität gerne akzeptiert und in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet.
www.summeracademy.at