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Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte · von Jürgen Raap · S. 330
Nachrichtenforum: Aktionen und Projekte ,

Aktionen und Projekte

PROJEKT TRAVERSEES IN POITIERS

Die französische Stadt Poitiers startet eine neue Projektreihe „Traversées“. Die erste Ausgabe kuratieren Emma Lavigne und Emmanuelle de Montgazon (bis zum 19. Januar 2020). Die Künstlerin Kimsooja installiert ihre Arbeiten an 13 Standorten in der Stadt. Das Projekt bietet eine „kaleidoskopische Reise um die Welt durch Installation und Performance“, die „von Indien über Südkorea, Peru und Japan nach Marokko“ führt. Kimsooja begreift sich als nomadisierende Künstlerin, die „20 Jahre ihres Lebens in einem Schiffscontainer“ verbringt und thematisiert daher in ihren Installationen die Begleiterscheinungen von Reisen, Vertreibung und Entwurzelung in einer Zeit, die in starkem Maße durch Migrationsbewegungen geprägt ist. Biografischer Wurzeln spielen auch eine Rolle – Kimsooja ist aus Daegu (Korea) gebürtig und wuchs in der Zeit des Kalten Krieges in einem geteilten Land auf, dessen politische Spannungen den Alltag in ihrer Kindheit prägte; Heute bewegt sie sich ständig zwischen New York, Paris und Seoul. 2013 war ihre Arbeit im koreanischen Pavillon auf der Biennale von Venedig präsent. Zu ihrem Traversées-Projekt hat sie weitere Künstler zur Teilnahme an einem kreativen Workshop über das Reisen und die Gastfreundschaft eingeladen, nämlich Sammy Baloji, Myriam Boucher, Compagnie l’Homme Debout, Ensemble 0, Thomas Ferrand, Subodh Gupta, Jung Marie, Lenio Kaklea, Tadashi Kawamata, Kimsooja, Lee Mingwei, Min Tanaka, Tomoko Sauvage, Achilleas Souras, Stephen Vitiello und Rirkrit Tiravanija.
www.traversees-poitiers.fr

LIEBE UND ETHNOLOGIE

Liebe und Ethnologie – die koloniale Dialektik der Empfindlichkeit (nach Hubert Fichte) bildet den Abschluss des mehrjährigen Publikations- und Ausstellungsprojekts „Hubert Fichte: Liebe und Ethnologie“, das seit 2017 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und unter der Betreuung lokaler Kuratoren Stationen in Lissabon, Salvador da Bahia, Rio de Janeiro, Santiago de Chile, Dakar und New York durchlief. Die jetzige letzte Ausstellung findet im Berliner „Haus der Kulturen der Welt“ vom 18. Oktober 2019 bis zum 6. Januar 2020 statt. Auf der Basis einer kritischen Rezeption der Schriften von Hubert Fichte stößt das Projekt „eine vielschichtige Debatte über die koloniale Moderne, Ethnografie, Poesie und Sexualität an. Die HKW-Ausstellung wird kuratiert von den künstlerischen Leitern des mehrjährigen Projekts Diedrich Diederichsen und Anselm Franke.“
www.hkw.de

PERGAMONALTAR ALS KLINGENDE INSTALLATION

Nach einer ersten Präsentation während der Ruhrtriennale in Bochum ist die Installation „Bergama Stereo“ des Künstlers Cevdet Erek nun bis Anfang März 2020 in der historischen Halle des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin zu sehen. „Cevdet Erek hat 34 Funktion One Lautsprecher, die auch im legendären Berliner Club Berghain zum Einsatz kommen, in einem klingenden Modell des berühmten Pergamonaltars (Maßstab 1:2) an Stelle des Gigantenfrieses verbaut. Basierend auf den Klängen der orientalischen Davul-Trommel hat er eine industrielle Soundcollage geschaffen, die in den Dialog mit den zwei historischen Siemens-Turbinen in der Turbinenhalle tritt. Die elektronisch bearbeiteten Soundmuster wurden vor Ort in ihrer Mischung auf die separaten Lautsprecherkanäle übertragen.
www.smb.museum

DISAPPEARING BERLIN

Die Projektinitiative „DISAPPEARING BERLIN“ inszeniert derzeit über ein Jahr Berliner Architekturen und urbane Räume, „die akut vom Verschwinden bedroht sind oder den immer rasanter voranschreitenden Wandel der Stadt verkörpern. Mit Performances, Installationen und Konzerten bewegt sich der Schinkel Pavillon erstmals in den Stadtraum hinein – hin zu Lokalitäten und ikonischen Architekturen, denen Abriss, Privatisierung oder Umnutzung bevorstehen, nachdem sie über Jahrzehnte das Stadtbild prägten.“ So wird z.B. „eine Baustelle direkt am Charlottenburger Spreeufer zur nächtlichen Bühne für das internationale Tanzkollektiv Young Boy Dancing Group. Steven Warwick inszeniert am Waterloo-Ufer in der Südlichen Friedrichstadt eine Flußüberquerung zum versteckt gelegenen Haus1. Im Bärenzwinger in der historischen Mitte reflektiert Georgia Gardner Gray über die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Existenz. Eli Keszlers wilde Percussion-Improvisationen verwandeln das Parkhaus am Kottbusser Tor zum Resonanzraum; Billy Bultheel, der u.a. die Musik zu Anne Imhofs FAUST schrieb, bringt mit Tubas und Tenören das Dach von Álvaro Siza Vierias Bonjour Tristesse Wohnhaus am Schlesischen Tor zum Schwingen….“ Weitere Schauplätze sind ein ehemaliges DDR-Schwimmbad, eine alte Autowerkstatt oder auch ein Tanzlokal aus vergangenen Zeiten. Wie in vielen anderen Großstädten, so erlebte auch Berlin im östlichen wie im westlichen Teil in der Wiederaufbauphase der 1950er und 1960er Jahre eine aus heutiger Sicht fragwürdige städtebauliche Neuordnung: im Westen entstand die „autogerechte Stadt“ mit breiten Schnellstraßen, im Osten zunächst „Paläste für Arbeiter“ im stalinistischen Kolossalstil und später nüchterne Plattenbauten. Heute indessen „prägt ein zunehmender Wachstums- und Verwertungsdruck das Stadtbild und droht wieder einmal in rasantem Tempo die vielschichtig gewachsenen Fundamente einer Stadt zu zersetzen, deren bewegte Geschichte und komplexe, oft widersprüchliche Textur, sie lange Zeit so einzigartig und anziehend machte.“ An diesen baulichen Brennpunkten setzt das Projekt an: „Performance, Kunst und Architektur treten in Dialog und lassen uns diese besonderen Orte wieder und neu erleben.“
www.disappearingberlin.de

DONALD JUDD INTERVIEWS

Ab dem 12. November 2019 ist eine Publikation mit 60 Interviews mit Donald Judd erhältlich, die der Verlag David Zwirner Books und die Judd Foundation zusammengestellt haben. Diese Sammlung von Interviews befasst sich mit einer Vielzahl von Themen, von Philosophie und Politik bis hin zu Judds aufschlussreicher Kritik an seiner eigenen Arbeit und der Arbeit anderer wie Mark di Suvero, Edward Hopper, Yayoi Kusama, Barnett Newman und Jackson Pollock. Die öffentliche Buchvorstellung mit einer Marathonlesung in New York im Oktober 2019 wurde von einem Dokumentarfilm begleitet, den Michael Blackwood zum Thema „The Artist’s Studio: Donald Judd“ gedreht hat und enthält ausführliche Interviews mit den Kunsthistorikern Lucy R. Lippard und Barbara Rose.
www.davidzwirner.com.

PERFORMANCE UND GEHEIMDIENSTE

„Artist & Agents – Performancekunst und Geheimdienste“ lautet der Titel des aktuellen Projektes im Medienkunstvereins HMKV im Dortmunder U (bis 22. März 2020). Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls beleuchtet die Ausstellung die Interaktion zwischen Geheimdiensten und Performancekunst vor 1989. Inke Arns (HMKV), Kata Krasznahorkai und Sylvia Sasse (beide Universität Zürich) kuratieren diese Ausstellung, deren Konzeption auf umfangreichen Recherchen in den Archiven der Nachrichtendienste im einstigen Ostblock beruht. Fast nur in Osteuropa sind die Archive zugänglich und offenbaren die „Zersetzung” und „Liquidierung” kritischer Künstler*innen durch die Staatssicherheitsdienste. Feldagenten (aktive Spione) und Perspektivagenten („Schläfer“, die von ihren Führungsoffizieren erst später aktiviert werden) und die in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR, in Polen und anderswo in Osteuropa in die Kunstszenen eingeschleust wurden, mussten selber künstlerisch tätig sein und performen, um ihre Tarnlegende aufrecht zu erhalten. Artists & Agents präsentiert anhand z. T. noch nie gezeigter Materialien zahlreiche Beispiele künstlerischer Subversion sowie bislang unbekannte Fälle geheimdienstlicher Unterwanderung der Kunstszene. Performances waren den Sicherheitsorganen in jeden totalitär regierten Ländern insofern suspekt, als bei den Auftritten nichts materiell Fassbares produziert wird, was man beschlagnahmen könnte. Eine Performance kann ja theoretisch überall stattfinden, auch spontan und unangekündigt.
www.hmkv.de

MISSISSIPPI: EIN ANTHROPOZÄNER FLUSS

Paul Crutzen und Eugene Stoermer brachten im Jahr 2000 den Begriff „Anthropozän“ in die wissenschaftliche Diskussion ein: er bezeichnet eine geochronologische Epoche, in der der Mensch in die geologischen und anderen natürlichen Abläufe der Erde eingreift und damit den Planeten nachhaltig verändert: Artensterben, Verdrängung der Vegetation oder auch eine Übersäuerung der Ozeane sind die Begleiterscheinungen. Bis 2021 will die internationale Wissenschaft sich auf einen geologischen Startpunkt des Anthropozäns geeinigt haben: beginnt diese Epoche erst mit der Industrialisierung vor etwa 250 Jahren oder schon früher? Das Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) und das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) haben soeben ein Langzeitprojekt „Mississippi. An Anthropocene River“ begonnen, um „das planetarische Phänomen Anthropozän vor Ort am Mississippi lesbar zu machen und seine globalen Verbindungslinien aufzuzeigen. Das Projekt untersucht die menschlichen Einflüsse auf die Mississippi-Region und macht dieses Mensch-Umwelt-System in seinen historischen, sozialen und ökologischen Transformationen erfahrbar. In Essays, Fotos, Podcasts, Videos und anderen Formaten lässt sich das Projekt auf der Internet-Plattform anthropocenecurriculum.org verfolgen.
www. anthropocene-curriculum.org

30 JAHRE KUNSTHALLE EXNERGASSE

Ihr 30jähriges Jubiläum begeht in diesen Wochen die Wiener Kunsthalle Exnergasse. Träger ist der WUK Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser. Das Jubiläumsprogramm läuft unter dem Label „KEX Open“ bis zum 4. Dezember 2019 und bietet ein „speziell kuratiertes Programm“. Den Auftakt bestreitet die Gruppe G.R.A.M ( Michail Michailov, Katharina Tiwald) mit einem Prolog als Rekurs auf den Titel „DECKEN“ einer Ausstellung, die 1994 in der Halle stattfand: „Ein scheinbarer Wohnraum wurde durch Eingriffe in die raumbildenden Elemente der Kunsthalle (Boden, Wände, Deckenzone) aufgebaut, wobei insbesondere der gesamte begehbare Fußboden der Halle mit Steppdecken teppichartig ausgelegt und überarbeitete Fantasy-Poster an den Wänden montiert wurden …“
www.wuk.at

FEUERMAN-SKULPTUR FÜR NECKARINSEL

In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Kunsthalle Tübingen plant die Stadt Tübingen die Aufstellung der Skulptur „Midpoint“ der Künstlerin Carole A. Feuerman an der Neckarinsel. Der Ankauf der Skulptur wird allein durch die finanziellen Beiträge von privaten Sponsoren ermöglicht. Für diese Skulpturhat die mexikanische Schauspielerin Yadira Pascault Orozco Modell gestanden. „Sie zeigt die Schwimmerin mit Badekappe, als wäre sie gerade aus dem Wasser gestiegen. Die junge Frau strahlt Selbstbewusstsein und Gelassenheit aus. Midpoint ist zeitgemäß, weil das Werk den Körper als Instanz der Selbstvergewisserung im wahrsten Sinne des Wortes auf den Sockel hebt und die Betrachtenden nicht zuletzt auch auf ihre eigene Körperlichkeit zurückwirft.“
/www-kunsthalle-tuebingen.de

KUNSTHAUS TACHELES: WIEDERERÖFFNUNG GEPLANT

In Berlins wilden Jahren der unmittelbaren Nachwendezeit war das Kunsthaus Tacheles ab 1990 einer der Kulminationspunkte der freien Kunstszene: Eine Künstlerinitiative, die Erfahrungen mit der Kunstzensur zu DDR-Zeiten hatte, wo man vieles nur versteckt in Anspielungen und Andeutungen äußern konnte, wählte für sich ganz bewusst den jüdisch-hebräischen Begriff „Tacheles“ für „Klartext reden“. Als der vom Abriss verschonte Teil eines ehemaligen Kaufhauses in der Oranienburger Str. besetzt und als Kunstort genutzt wurde, nannten die Nutzer auch das Gebäude so. Schon 1980 wurden Teile des Komplexes abgerissen; eine Sprengung des restlichen Teils konnte in der Wendezeit am „Runden Tisch“ verhindert werden. Obwohl das Kunsthaus Tacheles unter Denkmalschutz stand, waren die Künstler dort in all den Jahren immer wieder von Abriss und Räumung bedroht; doch erst 2012 mussten sie ihre 30 Ateliers dort endgültig räumen und die Veranstaltungsräume schließen. Der Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld erwarb mehrere Großprojekte in Berlin, darunter aus das Grundstück mit dem Kunsthaus Tacheles, das er 2014 an die New Yorker Vermögensverwaltung „Perella Weinberg Partners LP (PWR)“ verkaufte; insofern ist die Geschichte des Kunsthaus Tacheles auch ein Lehrstück über die Gentrifizierung und ihre Auswirkungen auf die Berliner Kunstszene: zwar ist im Bebauungsplan für einen Neubau festgelegt, dass der historische Teil auch künftig kulturell genutzt werden soll, doch ein graffitiübersätes Tummelfeld für freimütige künstlerische Experimente wird das neue Tacheles wohl nicht mehr sein. Der Projektentwickler „pwr development“ plant ein Atelierhaus, integriert in ein mehr oder weniger schickes Ambiente mit Büros, Läden und Wohnungen. Die Planung hat das Architekturbüro Herzog und de Meuron übernommen. Das Atelierhaus soll 2022 bezugsfertig sein, die übrigen Gebäude 2023. Die Baukosten liegen im dreistelligen Millionenbereich. Was die weitere kulturelle Nutzung anbelangt, so könnte das schwedische Fotomuseum Fotografiska in den Altbau einziehen; doch dies wurde bislang noch nicht bestätigt.
www.wikipedia.org / wiki / Kunsthaus_ Tacheles

FÜR EIN BESSERES MORGEN

Die Friedrich-Ebert-Stiftung führt ein Projekt „Für ein besseres Morgen“ durch. Es behandelt „zentrale Zukunftsfragen wie Europa, technologischer Wandel und Fortschritt, Migration und Integration, Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung, Demokratie und sozialer Zusammenhalt sowie Nachhaltigkeit“. Dazu kuratieren Beate Eckstein und KUNSTFORUM Autorin Annelie Pohlen eine Ausstellung mit vierzehn aktuellen und ehemaligen Kunststipendiatinnen und -stipendiaten, die vom 15. November bis 15. Dezember 2019 im Berliner Künstlerhaus Bethanien und anschließend im kommenden Frühjahr in der Bundeskunsthalle Bonn (20. März bis 3. Mai 2020) gezeigt wird. Die Ausstellung stellt anhand der gezeigten Beiträge die Frage, ob Kunst “sich einem von apokalyptischen Zukunftsvisionen geprägten Wettstreit um die besten Lösungsmöglichkeiten mit ihren komplexen Reflexionen Gehör verschaffen” könne. Angesichte der öffentlichen Resonanz, die künstlerischer Aktivismus erfährt, ist diese Frage durchaus zu bejahen. Künstlerische Produktion und Aktionen steht „mit ihrem jeweils individuellen Blick auf Grundfragen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens für eine künstlerische Auseinandersetzung, in der sich alle Künste zu Recht als Teil eines übergreifenden gesellschaftlichen Diskurses verstehen.” Beteiligt sind Saskia Ackermann, Darío Aguirre, Yevgenia Belorusets, Cihan Cakmak, Soso Dumbadze, Öncü Hrant Gültekin, Raisan Hameed, Carsten Kalaschnikow, Ksenia Kuleshova, Dariia Kuzmych, Sebastian Mühl, Neda Saeedi, Amir Tabatabaei und Vilmos Veress.
www.fes.de

DIE SIEBEN KÜNSTE VON PRITZWALK

„Wir möchten die Verödung unserer Altstadt abwenden. Der Leerstand wächst, wir brauchen eine neue Perspektive.“ Mit diesem Anliegen kooperierte die Bürgerschaft der Stadt Pritzwalk mit den Künstlern Clegg und Guttmann. Die beiden Künstler wollten dort aber keine eigene Ausstellung zur kulturellen Belebung ausrichten, sondern luden in einem offenen Brief die Einwohner dazu ein, „verwaiste Geschäfte in der Stadtmitte drei Monate lang selbst in Besitz zu nehmen und den Leerstand durch Kultur außer Kraft zu setzen. Es soll nur das gezeigt werden, was die Pritzwalker auch selbst realisieren wollen, geordnet in den sieben Disziplinen Kunst, Fotografie, Mode, Theater, Sprache, Musik und Tanz. Ein Buch soll anschließend in einer Chronik erzählen, was die Stadt aus eigener Kraft hervorbringen kann. Das Konzept ging auf: die Pritzwalker „rückten näher zusammen“ und gründeten inzwischen sogar einen Kunstverein. Das Budget für das Projekt „Die sieben Künste von Pritzwalk“ betrug 65.000 Euro.
www.neueauftraggeber.de

NS-DOKUMENTATIONSARBEIT MÜNCHEN: ERINNERUNGSARBEIT

In Zusammenarbeit mit dem Kurator Nicolaus Schafhausen zeigt das NS-Dokumentationszentrum München vom 28. November 2019 bis zum 30. August 2020 die Ausstellung „Tell me about yesterday tomorrow“. Das Projekt „bringt Gegenwartskunst in einen Austausch mit aktuellen Denkansätzen der institutionellen Erinnerungsarbeit.“ Die Arbeiten „beschäftigen sich mit der Deutung von Vergangenheit und deren Anknüpfung an unsere Gegenwart. Sie werden im NS-Dokumentationszentrum München sowie an assoziierten Orten in der Stadt präsentiert.“ Mitwirkende: Kader Attia, Michal Baror, Cana Bilir-Meier, Ayzit Bostan, Andrea Büttner, Keren Cytter, Willem de Rooij, Brenda Draney, Loretta Fahrenholz, Sirah Foighel Brutmann and Eitan Efrat, Aslan Gaisumov, Ydessa Hendeles, Sebastian Jung, Brian Jungen, Leon Kahane, Annette Kelm, Baseera Khan, Bouchra Khalili, Miki Kratsman, Jumana Manna, Kent Monkman, Olaf Nicolai, Marcel Odenbach, Emeka Ogboh, Joanna Piotrowska, Jon Rafman, Gregor Schneider, Rosemarie Trockel, Želimir Žilnik und andere.
www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

SERPENTINE GALLERY: DIGITALES PROGRAMM

Zwei Neuaufträge vergaben die Serpentine Galleries in den Londoner Kensington Gardens im Rahmen ihres digitalen Programms für den Zeitraum 2019 / 2020 an Jenna Sutela und Suzanne Treister. Das digitale Programm fokussiert sich auf „interdisziplinäre Perspektiven“, die sich mit der „Rolle neuer Technologien“ und deren Herausforderung für unsere Gesellschaft beschäftigen. „I Magma“ von Jenna Sutela ist ein Maschinenorakel, „das von unserer kollektiven Zukunft träumt. Die Arbeit zieht eine Grenze zwischen mystischen, psychedelischen und technologischen Geschichten und legt einen Schwerpunkt auf veränderte Bewusstseinszustände und die Schaffung künstlich intelligenter, tief träumender Computersysteme, die das Gehirn imitieren. Beeinflusst von Wahrsagungspraktiken wie dem I Ging schlägt I Magma eine Brücke zwischen diesen alten Wissenssystemen und unseren gegenwärtigen Versuchen, die Zukunft zu erraten.“ Suzanne Treister kombiniert in ihren Arbeiten die weltbildenden Strategien der Science-Fiction mit umfangreichen archivarischen und historischen Forschungen und bildet die enormen Verbindungen zwischen Okkultismus, Wissenschaft, Militär und Unternehmen durch die Linse der technologischen Entwicklung ab.
www.serpentinegalleries.org

KÖLN: SCHULTZE-PROJEKT MIT AVERY SINGER

2017 rief das Kölner Museum Ludwig die Projektreihe „Schultze Projects“ ins Leben: Bernard Schultze (1915 – 2005) gilt als einer der Mitbegründer des deutschen Informel, lebte ab 1968 mit seiner Frau Ursula Schultze-Bluhm in Köln, und das Museum Ludwig beherbergt eine großen Teil ihres künstlerischen Nachlasses. Vor diesem Hintergrund wird’s als Hommage an das Künstlerpaar alle zwei Jahre „eine Künstlerin oder ein Künstler eingeladen werden, ein Werk für die prominente Stirnwand im Treppenhaus des Museums anzufertigen. Das erste Projekt realisierte 2017 Wade Guyron. Von Oktober 2019 an ist nun als zweite Ausgabe der Reihe eine siebzehn Meter lange und dreieinhalb Meter hohe Arbeit der Künstlerin Avery Singer im dortigen Treppenhaus zu sehen.
www.museum-ludwig.de