Aktionen und Projekte
WIEN: THE FUTURE OF DEMONSTRATION
Vom 20. bis zum 25. Oktober 2018 wird im Wiener Augarten die zweite Staffel der Kunstserie The Future of Demonstration ausgerichtet. Nachdem das Leitthema im vergangenen Jahr „Vermögen“ lautete, steht das Medienkunstfestival jetzt unter dem Motto „Passion“. Darunter verstehen die Initiatoren die „Frage nach Leidenschaft, Hingabe und Bindung im Zeitalter datengetriebener Automation im Blickpunkt. Wie können Interaktionen von Kunst, Gesellschaft und Technologie neue Formen gemeinschaftlicher Ermächtigung generieren? Und wie können handlungsorientierte Entwürfe entstehen, die gegen den weltweit grassierenden und zunehmend souverän agierenden Technokapitalismus und seine autoritären politischen Derivate positioniert werden können?“ Eine Demonstration ist gemeinhin eine Kundgebung, wird hier allerdings „im Sinne der Kunst als ‚gestalten neuer ästhetischer Ansätze‘, der Technologie als ‚präsentieren und weiterentwickeln‘, der Pädagogik als ‚vorzeigen und deutlich machen‘ und der Politik als für etwas eintreten“ definiert. Das Programm besteht auch 2018 wieder aus einer Mischung von „Ausstellung, Intervention, Performance, Workshop und Diskurs als Erfahrungsraum für spartenübergreifende künstlerische Experimente“. Alle Aktionen werden per Livestream im Internet präsentiert. www.thefutureofdemonstration.net
STEIRISCHER HERBST
1968 gründete Hans Koren das Festival steirischer herbst in Graz. Die Stadt lag „damals noch am ideologischen „Rand“ der westlichen Welt lag … Das Szenario war ungewöhnlich: eine politische Konstellation von Kulturkonservativen gründete ein Avantgarde-Festival um die Faschisten in ihrer Mitte zu bekämpfen. Dieser paradoxe Kontext hallt in der Bizarrerie der heutigen politischen Landschaft deutlich nach …“ Die diesjährige Ausgabe findet bis zum 14. Oktober 2018 statt und steht unter dem Leitmotiv „Volksfronten“. „Die Ambivalenz des Begriffs ist durchaus beabsichtigt. Er verweist auf aktuelle ideologische Kämpfe, die – so scheint es – traditionelle Dichotomien wie rechts/ links, archaisch/progressiv und nationalistisch/kosmopolitisch hinterfragen und die gute alte Volksfront des Antifaschismus in eine verschwommene, fragmentierte „Menschenlandschaft“ im Sinne des visionären türkischen Dissidenten und Schriftstellers Nazim Hikmet verwandeln. Politische Kriege werden als kulturelle Kriege gedeutet; die Atmosphäre der Dreißigerjahre mit ihrem düsteren Gespenst des Faschismus ist – mit noch mehr Verirrungen und Verstrickungen – wieder da …“ Das Kernprogramm der 51. Ausgabe des steirischen herbst wird von einem Kollektiv kuratiert, das aus Ekaterina Degot (Intendantin und Chefkuratorin), Henriette Gallus (Stellvertretende Intendantin), Christoph Platz (Leiter der Kuratorischen Belange), Övül Ö. Dürmüsoglu, Katalin Erdödi und Dominik Müller (Kuratoren), David Riff (Kurator für Diskurs), Jill Winder (Chefredakteurin), Birgit Pelzmann und Johanna Rainer (Kuratorische Assistentinnen) sowie Georg Schöllhammer (Berater für Übergreifende Fragen) besteht.
DOCUMENTA-FINDUNGSKOMMISSION
Die documenta 15 findet vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 in Kassel statt. Eine Findungskommission soll bis Anfang 2019 die künstlerische Leitung für die d 15 benennen. Dieser Findungskommission gehören an: Ute Meta Bauer, Gründungsdirektorin Centre for Contemporary Art, Singapur, Charles Esche, Direktor Van Abbemuseum Eindhoven, Amar Kanwar, Künstler, Neu Delhi, Frances Morris, Direktorin Tate Modern London, Gabi Ngcobo, Kuratorin 10. Berlin Biennale 2018, Elvira Dyangani Ose, Direktorin The Showroom, London, Philippe Pirotte, Rektor Staatl. Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt/M., Deutschland sowie Jochen Volz, Direktor Pinacoteca do Estado de São Paulo.
JOCHEN GERZ: THE WALK
Jochen Gerz: THE WALK – Keine Retrospektive lautet der Titel einer Ausstellung im Lehmbruck-Museum Duisburg (bis 05.05.2019). „Auf den sieben Meter hohen Glasfenstern des Lehmbruck Museums wird ein Text zu lesen sein, der das Leben und das Werk von Jochen Gerz mit acht Dekaden Zeitgeschichte verbindet und das Museum in ein monumentales Buch verwandelt. THE WALK, ein 100 Meter langer Steg, führt die Besucherinnen und Besucher in wechselnder Höhe an der ikonischen Glasfassade entlang. So entstehen neuartige Perspektiven auf die Stadt Duisburg, das Museum und den Park. THE WALK ist nicht nur der Weg des Künstlers, sondern auch der von uns allen. Jochen Gerz arbeitet mit Menschen, die aus allen Regionen der Welt zu uns kommen. In Kooperation mit der ‚Berufsorientierung für Flüchtlinge‘ der Kreishandwerkerschaft Duisburg werden Menschen mit Fluchterfahrung zu Vermittlern und Autoren. Die persönliche Biografie des Künstlers wird zum Verweis auf die Welt und den Blick von außen. Es ist eine Ermutigung, selbst Autor und damit Zeitgenosse zu werden.“ www.jochengerz.eu; www.lehmbruckmuseum.de
ASSEMBLE-PERFORMANCES IN BERLIN
ASSEMBLE ist eine neue Performance-Reihe für verschiedene Kunstinstitutionen in Berlin. „Die monatlichen Veranstaltungen der Serie bewegen sich parasitär durch die ausgewählten Kunsträume und ergänzen deren reguläres Programm durch performative künstlerische Interventionen … Im Verlauf der Serie wandert ASSEMBLE durch Berlin: Von dem ehemals besetzten Kunsthaus ACUD in Mitte, den West-Berliner Innenräumen des Haus am Lützowplatz über den Vorplatz der Berlinischen Galerie und dem neo-brutalistischen Betonbau des Kunstverein am Rosa-Luxemburgplatz. In der Zusammenarbeit mit ganz unterschiedlichen Institutionen, will die Serie verschiedenartige Gruppen und Zuschauerschaften erreichen und ihre Frage nach dem institutionellen Raum in einer Vielzahl von Kontexten untersuchen …“ Die nächsten Termine: niv Acosta and Fannie Sosa – Black Power Naps, ACUD/Karma Ltd. Extended, Künstlergespräch: 12. Oktober 2018, 19 Uhr; MANUEL PELMUS – Untitled (Continuous Action), Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, Performance: 01. – 04.11.2018, 17 – 19 Uhr.
FLUX4ART
„FLUX4ART“ nennt sich die Landeskunstschau in Rheinland-Pfalz, die in diesem Herbst an drei Orten ausgerichtet wird, und zwar im b-05 Montabaur vom 15.09. bis zum 31.10.2018, im Kunstverein Germersheim vom 20.10. – 25.11.2018 und im Museum Boppard vom 04.11. bis zum 23.12.2018. Künstlerische Leiterin ist Dr. Gabriele Rasch. Beteiligt sind rund 60 künstlerische Positionen mit biografischem Bezug zu Rheinland-Pfalz. Die Ausstellungen umfassen Malerei, Fotografie, Plastik, Video- und Soundinstallation und partizipativen Projekte. „Der Titel FLUX4ART spielt an auf die Bedeutung der Flüsse Rhein, Mosel, Nahe und Lahn für das Land Rheinland-Pfalz und bildet zugleich den der Kunst innewohnenden bedeutsamen Aspekt des Steten-in-Bewegung-Seins ab“. www.flux4art.de
DIE MACHT DER VERVIELFÄLTIGUNG
Um Die Macht der Vervielfältigung geht es in einem deutsch-brasilianischen Kunstprojekt mit „reproduktiven Werken von zeitgenössischen KünstlerInnen aus Rio Grande do Sul und Deutschland in einer gemeinsamen Ausstellung“. Sie „setzt sich dabei kritisch mit den Kunstbegriffen und Theorien von Walter Benjamin und Vilem Flusser auseinander. Porto Alegre, die Hauptstadt des südlichsten Bundeslandes Brasiliens, ist seit Generationen neben São Paulo das wichtigste Zentrum für reproduktive Kunst Brasiliens. Vor dem Hintergrund von Immigranten aus Deutschland, der Heimat des Buchdrucks, entstanden hier in den 1950er Jahren kollektiv und sozial engagierte Druckklubs … Unter der wissenschaftlichen und inhaltlichen Begleitung von Dr. Andreas Schalhorn, Kurator am Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, werden die Kuratoren Gregor Jansen (Direktor, Kunsthalle Düsseldorf) und Dr. Paulo Gomes (Porto Alegre) Arbeiten von 10 – 15 Künstlern aus Rio Grande do Sul und Deutschland auswählen …“ Die Ausstellung wird im Museo d’Arte del Rio Grande do Sul, Porto Alegre vom 11. September bis zum 11. November 2018 ausgerichtet und wandert dann in die SPINNEREI Halle Leipzig (28.02. bis 24.03.2019).
„BAUHAUS NOW“ ALS E-PAPER
Der Bauhaus Verbund plant die internationalen Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum des Bauhauses im Jahre 2019. Dazu gibt der Verbund auch das offizielle Magazin „bauhaus now” heraus, um das Jubiläum mit einer „kritischen und inspirierenden Perspektive“ zu begleiten. „In seinem Fokus steht daher die Frage nach der gegenwärtigen gestalterischen Relevanz des Bauhauses … In der zweiten Ausgabe untersucht die Redaktion das Schwerpunktthema Architektur und Stadtplanung als die bekanntesten Anliegen des Bauhauses. In diesem Sinne führt das Magazin von der ‚Sehnsucht Stadt‘ über die ‚Stadt als Täter‘ hin zu Ideen und Visionen für die ‚Zukunft der Städte‘ …” Die Zeitschrift ist jetzt auch als E-Paper einsehbar. www.united-kiosk.de/zeitschriften/ wohnen-garten/bauhaus+now+-+epaper-ebinr_2115933.html
FRANZ ERHARD WALTHER IN DER SYNAGOGE STOMMELN
Die jüdische Gemeinde von Stommeln bei Köln baute sich 1882/83 eine größere Synagoge, doch schon 1926 war dafür kein Bedarf mehr vorhanden: die Gemeindemitglieder waren in größere Städte gezogen, der letzte Gemeindevorsteher siedelte sich in Köln an, dessen jüdische Gemeinde dann Rechtsnachfolger wurde und das Synagogengebäude 1937 an einen benachbarten Landwirt verkaufte, der es als Schuppen nutzte und seinen Besitz in der Reichspogromnacht 1938 vor dem Wüten der SS-Männer bewahren konnte. So überstand die Synagoge als einer der wenigen in Deutschland die Zerstörungen in der Nazizeit. 1979 kaufte die Gemeinde Pulheim das Gebäude und führt seit 1991 dort Kunstprojekte durch. Einmal im Jahr wird ein renommierter Künstler eingeladen, dort eine Arbeit in Wechselbeziehung mit dem Raum zu realisieren. Vom 13. September bis zum 18. November 2018 wird Franz Erhard Walther das nächste Projekt gestalten. „Mit seinen textilen Handlungsund Kommunikationsobjekten hat er seit den 60er Jahren das traditionelle Verhältnis von Künstler, Werk und Betrachter revolutioniert. Der Betrachter soll aus seiner passiven Haltung heraustreten und zu einer intellektuellen, emotionalen oder auch körperlichen Auseinandersetzung mit den Werken angeregt werden. Der Betrachter erst vollendet das Werk – durch seine reale oder zumindest vorgestellte Handlung.“
KUNSTVEREIN MÜNCHEN: DIGITALES AUSSTELLUNGSARCHIV
Die amerikanische Konzeptkünstlerin Adrian Piper lebt seit 2005 in Berlin und betreibt dort die APRA Foundation. 1992 hatte sie eine Retrospektive im Kunstverein München; hielt dazu auch einen Vortrag mit dem Titel „Xenophobia and the Indexical Present“. Diese Retrospektive war eine der ersten umfassenden Ausstellungen Pipers in Europa. Die Ausstellungsansicht dokumentierte damals der Fotograf Wilfried Petzi. Dieses Material wurde jetzt archivarisch aufgearbeitet und digitalisiert. „Im Unterschied zum direkten Erleben im Ausstellungsraum stützt sich die Archivarbeit auf Sekundärmaterial wie Fotografien, Kataloge, Dokumente und gedruckte Materialien, um vergangene Ausstellungen zu reflektieren und zu vermitteln …“ Das digitale Archiv mit Materialien zur damaligen Piper-Ausstellung kann aufgerufen werden unter: http://www. kunstverein-muenchen.de/de/programm/ ausstellungen/archiv/1992/adrian-piper
KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION: JUBILÄUM
FOUNDATION feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Die private, nicht-kommerzielle Förderinstitution richtet jährlich drei bis vier Ausstellungen aus. „Obwohl der Fokus auf die junge, aktuelle Kunst gerichtet ist, werden ebenfalls bekanntere, bereits etablierte Positionen in das Programm von KAI 10 einbezogen. Auf diese Weise sollen thematische Schnittstellen aber auch Differenzen zwischen den Generationen herausgearbeitet werden. Dem Charakter der heutigen künstlerischen Praxis entsprechend, fließen in den Ausstellungen verschiedene Medien und künstlerische Produktionsformen zusammen.“ Die aktuelle Ausstellung bestreiten vom 7. Oktober 2018 bis zum 20. Januar 2019 die Gewinner des ars viva-Wettbewerbs, der vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. zur Förderung junger Künstler ausgerichtet wird. Im Anschluss an die jetzige Düsseldorfer Ausstellung präsentieren die Preisträger ihre Arbeiten im Kunstmuseum Bern. Die jetzigen Gewinner sind Niko Abramidis & NE, Cana Bilir-Meier und Keto Logua.