BERLIN: KURZ-KRIMI
Wer im Herbst 2005 im Berliner Stadtteil Neukölln eine Kino-Vorstellung besuchte, bekam den Beweis geliefert, dass ein Künstlerfilm nicht immer die dramaturgische Langatmigkeit eines typisch deutschen Autorenfilms bieten muss. Schon längst haben die schnellen Schnitte der Clip-Kultur auch die Videokunst beeinflusst, und spätestens seit “Lola rennt” ist ein rasches Erzähltempo auch im 35 mm-Genre geläufig. Der Berliner Künstler Hans Winkler hatte mit Straßenpassanten als Laiendarstellern vor Ort einen Dreiminuten-Film “Letzte Ausfahrt 44” gedreht, und zwar “in der Machart eines Krimi-Trailers”. Geruhsame Panoramaschwenks, wie sie im TV noch immer in manchen “Tatort”-Produktionen geläufig sind, konnte sich Winkler in diesem Kurzfilm nicht leisten. Den Mitspielern machte es sichtlich Spaß, sich mit den gängigen Krimi-Klischees auszutoben. Der Film war im Vorprogramm sämtlicher Kinos von Berlin-Neukölln zu sehen.
BERLIN: KUNSTHALLENBEDARF
Berlin und Köln galten schon zu Zeiten der deutschen Teilung als Tummelfeld für die freie Künstlerszene. Doch mit den Fortschritten in der Stadtsanierung sind in beiden Städten Fabrikruinen und andere Orte verschwunden, die als künstlerische Experimentierräume genutzt werden konnten. In Berlin setzen die Politiker seit 1990 verstärkt auf eine repräsentative Hauptstadtkultur, die auch finanziell angemessen ausgestattet wird, doch es fehlt z.B. eine Kunsthalle, in der sich das Programm der Galerien und die Produktion der lokalen Künstlerschaft darstellen könnte. Die ehemalige Kunsthalle in der Budapester Straße ist geschlossen worden. Ursprünglich sollte der Deutsche Dom für Ausstellungen zur Verfügung stehen. Das Gebäude ist auch entsprechend ausgebaut worden, wird aber jetzt “zweckentfremdet”, wie sich der örtliche BBK-Vorsitzende Herbert Mondry beklagt. Am 31. Dezember 2005 gingen auch im Palast…