TISCHSKULPTUR
Seit 2003 lässt der Düsseldorfer Bildhauer Rainer Junghanns eine neun Meter lange Tischskulptur durch verschiedene Ausstellungshäuser touren. Stationen waren u.a. der Kunstverein Iserlohn, das Berliner Haus am Waldsee und das Münchener Zentralinstitut für Kunstgeschichte In die Tischplatte sind 24 Gedichte von Künstlern eingraviert. Es sind Übersetzungen und Paraphrasen des Satzes „Wäre die Zeit Zeit, sie würde lächeln“. Junghanns definiert seine Arbeit als „Prozesskulptur“, deren kommunikativ-sozialer Kontext sich permanent ändert: Denn bei jeder Vernissage nehmen immer wieder „neue Tischgemeinschaften“ auf den 24 Sitzen Platz; jeder Tischgenosse ist dann sozusagen ein „Platzhalter“ für die Gedichte und ihre Autoren. So werden, wie bei der legendären Tafelrunde des mythischen König Artus, immer wieder neue Geschichten kommuniziert. Gast an diesem Tisch war u.a. ein „Zeitsammler“ aus Krefeld, der seit Jahrzehnten ein ansehnliches Konvolut an mechanischen Weckern zusammengetragen hat, und der kürzlich eine „Zeitreise“ nach Weißrussland unternahm, um nachzusehen, wie die Kirche jetzt aussieht, von deren Ansicht er ein Gemälde aus dem Jahre 1916 besitzt. Ein anderer Gast war der afghanische Künstler Amanullah Haiderzad, der sich für eine Wiederherstellung der von den Taliban zerstörten Buddhafiguren von Bamian einsetzt. Die nächste Zusammenkunft von 24 Tischgenossen plant Rainer Junghanns für den 28. Januar 2010 in der Düsseldorfer Galerie Arteversum. Dort soll dann auch ab Frühjahr 2010 eine zweite Tischskulptur einen dauerhaften Platz finden. Diese zweite Version ist aus Holz kann mittels eine Stecksystems durch Zufügung weiterer Tischplatten endlos verlängert werden („endless table“). Sie enthält auf der Oberfläche als Intarsien die Aufzeichnung eines Lebensbaums. Die Arbeit wird als Multiple…