HANS HAACKE: GIFT HORSE
Auf dem Londoner Trafalgar Square erinnert die Siegessäule mit einem Bildnis des Admirals Nelson an eine entscheidende Seeschlacht gegen die französische Marine im Jahre 1805. Standbilder rahmen die vier Ecken des Platzes ein, doch die vierte Plinthe blieb leer. Denn erst fehlten die Geldmittel für ein viertes Reiterstandbild, und später konnte man sich nicht entscheiden, welcher Monarch hier noch verewigt werden sollte. Daher dürfen seit 1999 zeitgenössische Künstler mit temporären Skulpturen den leeren Sockel bespielen. Als derzeitigen Beitrag bestückt der deutsche Künstler Hans Haake die Plinthe mit einem vier Meter hohen reiterlosen Pferdeskelett. Am Vorderbein dieses „Gift Horse“ zeigt ein elektronisches Band live der Stand der Londoner Börse an: die „Londoner City“, d.h. das Viertel der Banken und der Finanzdienstleister, sei sicherlich „die dominante Industrie am Ort“, erklärte der Künstler dazu. Als Inspirationsquelle diente Haake eine Radierung des englischen Tiermalers George Stubbs. Hans Haake kommentiert mit seiner Installation die Verknüpfung von Macht, Geld und Geschichte. Um diese Themen kreisen fast alle seine Installationen und Projekte. Warum aber ein Skelett? Stubbs war der Sohn eines Pferdepflegers, und bei seinen Recherchen habe ihn fasziniert, dass Stubbs bei seinen künstlerischen Tierstudien die Pferde auch anatomisch seziert habe, sagt Haacke.
KUNST IM KNAST
Exakt 110 Jahre lang wurde der Gebäudekomplex am Magdeburger Ring als „Justizaussenstelle“ genutzt. Doch seit 2013 steht der Knast leer – eine Sanierung ist dem Land Sachsen-Anhalt zu teuer. Die Gefangenen wurden in andere Knäste verlegt. Nun dürfen 250 Künstler einen Sommer die leeren Zellen für Ausstellungen, Projekte und…