OTTMAR-HÖRL-PROJEKTE
Die Vokabel “Ich-AG” wurde jüngst zum “Unwort des Jahres” gekürt. “Ich” sei eine Fiktion, bei der man bestenfalls “Miturheber” sei, meint auch der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész. Dennoch haben seit der Renaissance die Künstler immer wieder in ihrem Schaffen Neigungen zum Narzißmus ausgelebt und den Werken ihren “Ich”-Stempel aufgedrückt. Erst die Avantgarde der sechziger Jahre ironisierte den handgenial-egomanischen Künstler-Individualismus. Timm Ulrichs stellte 1961 mit eulenspiegelhaftem Gestus seine eigene Person als Kunstwerk zur Schau, Franz Erhard Walther schuf 1964 sein “Ich-Objekt”, und 1979 verkündete Ben Vautier schelmenhaft: “Ich, Ben, signiere alles”. Auf der jüngsten ART FRANKFURT bot der Künstler Ottmar Hörl als Edition einen Taschenspiegel an, der mit dem Wort “Ich” bedruckt ist. Das Multiple war mit dem Schwellenpreis 4,99 Euro ausgezeichnet. Wer einer größeren Fläche zur Selbstvergewisserung bedarf und morgens im Badezimmer seinem Ego in die Augen schauen möchte, konnte bei Galerist Peter Fabian für 1.800 Euro einen mit “Ich” bedruckten Wandspiegel im Ausmaß von 120 x 89 cm erwerben.
Ottmar-Hörl-Fans pilgern in diesem Sommer auch nach Bayreuth, wo im Festspielhaus Christoph Schlingensief Wagners “Parsifal” inszeniert. Wer keine Karte ergattert hat, kommt trotzdem in den Genuss von Wagners Musik: Ottmar Hörl will im Stadtraum von Bayreuth Autos abstellen, in die sich jeder hineinsetzen und Opernmusik hören kann.
BERLIN: SELBSTMÖRDER-WETTBEWERB
“Zwölf freiwillig sich meldende, heute lebende Selbstmörder werden aufgerufen, um für die beste Ausführung der Tat gegeneinander anzutreten. Dem Sieger wird aus dem 50 Millionen-Fonds ein prächtiges Denkmal gesetzt und der Rest unter die Hinterbliebenen verteilt. … Zur Ausführung erhält jeder eine Frist von fünfzehn…