EXPO: OBDACHLOSENFÜHRUNG
69 Mark Eintritt, 7 Mark für eine Bratwurst. Ein zweitägiger EXPO-Aufenthalt für eine vierköpfige Familie mit Anreise aus Düsseldorf und Übernachtung würde 1.200 Mark kosten, rechnete die Lokalpresse vor. Das schreckte viele potentielle Besucher ab, obwohl Prinz Ernst August von Hannover vormachte, wie die Toilettengebühr eingespart werden konnte und die “BILD”-Zeitung originellerweise einen Promotion-Hund namens “Bert” durch die Pavillons streunen und das Gesehene mit einem begeisterten “Wuff” kommentieren ließ. Zugunsten einer besseren Besucherstatistik bot schließlich auch noch der Medienkünstler Hermann Josef Hack an, Obdachlose kostenlos über das EXPO-Gelände zu führen. Solche Führungsaktionen hatte Hack schon zur “documenta 1997” und zur “ART COLOGNE 1995” annonciert. Immerhin fand sich die Stadt Hannover bereit, für diese Aktion Freikarten zur Verfügung zu stellen.
Dennoch gab es einen kleinen Eklat: Die Sicherheitskräfte wollten Künstler Hack und seiner Begleitung zunächst den Zutritt verweigern. Kurz zuvor hatten die Hannoveraner Punks Prinz Ernst August zum Schirmherrn ihrer “Chaos-Tage” ausgerufen. Vielleicht reagierte das Wachpersonal deswegen so nervös auf Hack und Co.
In Berlin stieß Hack bei Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und beim Senat auf taube Ohren, als er sie für sein Projekt “Tower of Power” begeistern wollte. Am 12. Oktober 2000 werden stattdessen nun die Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn, Cem Özdemir und Rainer Eppelmann zusammen mit Hack über dem Berliner Reichstag ein virtuelles Hochhaus errichten. Hier kann sich jeder ein virtuelles Zimmer einrichten und via e-mail mit anderen Bewohnern kommunizieren. In ähnlicher Weise hatte Hack früher schon den Himmel über deutschen Städten zugunsten von Obdachlosen im Internet verkauft.