Karlsruhe: Kunst demoliert
Der niederländische Künstler Rob Moonen und sein deutscher Kollege Olaf Arndt führen seit Sommer 1993 eine Reihe von Ausstellungen im öffentlichen Raum durch, nächste Stationen sind Hannover (Februar) und Dresden (März). Auf Plakatwänden, Plakaten für Litfaßsäulen und auf Postkarten werden Bilder aus den Massenmedien mit »Slogans, mißbrauchten philosophischen Sentenzen und anderen Gemeinplätzen unseres Denkens« konfrontiert. Alle Motive korrespondieren zudem mit den jeweiligen Orten (so wurden in Stuttgart Bilder vor dem Stammheimer Hochsicherheitsgefängnis »nachinszeniert«) und beschäftigen sich mit Themen wie Gewalt, Rassismus und Verdrängung.
Die Ausstellung im Karlsruher Bahnhof führte jedoch zu einem Eklat: nachdem die Eröffnung in Gegenwart von Bahnhofsdirektor Scheib noch völlig friedlich verlaufen war, hagelte es in den nächsten Tagen massive Proteste seitens erboster Bahnkunden: das Bild des Fotojournalisten Marcus D. Hirthe, das einen Nazi-Skin kurz nach einer Auseinandersetzung mit Gegendemonstranten blutüberströmt in einer Straßenbahn mit kaputten Fensterscheiben zeigt, mußte aufgrund des öffentlichen Drucks von seinem Platz unter der Anzeigentafel entfernt werden. Nicht viel länger blieb auch das Motiv mit den offiziellen Todesbildern von Andreas Baader und Wolfgang Grams (Titel »Die Anatomie der Verhältnisse«) am Ausstellungsort erhalten: es wurde von Unbekannten restlos demoliert.
Bremen: Ameisen-Invasion
Vier Monate lang ließen Bremer Künstler, die sich zur I.P.A. (Interzone Promotion Agency) zusammengeschlossen haben, auf das »Lagerhaus-Café« eine »Invasion der Ameisen« los.
Am 19. Dezember ’93 war alsdann »die letzte Schlacht« angesagt: der »Abbau eines Stillebens«, nämlich der Installation einer »Ameisenstraße«. Anja Fußbach (»Metal-Art«) hatte aus Munitionshülsen (Provenienz: ehemalige Nationale Volksarmee der DDR) stählerne Insekten geformt. Neben anderen Performance- und Musikauftritten zur Finissage stand…