KASSEL : BRANDSTIFTUNG
Zutiefst erschüttert war das Stuttgarter Galeristenpaar Helga und Hans-Jürgen Müller, als sie die schlimme Nachricht aus Kassel erfuhren: Zwei Wochen vor der documenta-Eröffnung war Müllers Pavillon vor dem Fridericianum durch Brandstiftung in Flammen aufgegangen, zwei daneben abgestellte Container brannten ebenfalls aus. “Nachts wurde der Pavillon bewacht, doch die Täter müssen morgens gegen halb neun zugeschlagen haben”, berichtet Müller. Über die Brandstifter und ihr Motiv ist bislang nichts bekannt; es dürfte sich jedoch nicht um spontanen Vandalismus gehandelt haben, sondern um eine gezielte Aktion mittels eines Molotow-Cocktails. Einen Tag später wollte Müller mit dem Aufbau seiner Ausstellung beginnen, und ab dann wäre auch der Pavillon samt Inhalt versichert gewesen. So aber beziffert Müller den Schaden auf 300.000 DM, da seine Dokumentation des “Atlantis-Projekts” (KUNSTFORUM berichtete) in der ursprünglich geplanten Form unmöglich geworden ist: “In dieser Brandruine kann man keine Exponate Feuchtigkeitsschäden etc. aussetzen”. Aufgeben wollen die Müllers trotzdem nicht: “Wir werden die ganzen hundert Tage in Kassel sein und diese ‘Schreckenskammer’ als eine Art Mahnung herausstellen und mit den Leuten diskutieren. Und als Kontrast sollen Dinge gezeigt werden, an denen man sehen kann, wie schön die Welt sein könnte”.
KASSEL: KUNST-RECYCLING
Die Kasseler Galerie “Vruchtenhagel” begleitet die “d9” mit einem ungewöhnlichen Projekt: Die Londoner Künstler Olly Williams und Suzi Winstanley haben Originale und Druckgraphik von Baselitz, Beuys, Büttner, Nolde, Darboven, Förg, Lüpertz und anderen renommierten Künstlern “recyclet”: der “künstlerische Wiederaufbereitungsprozeß” bestand darin, die Werke als “Rohmaterial” zu begreifen und mit “neuen ästhetischen Botschaften” zu versehen. Die insgesamt 33 Arbeiten stammen aus…