BERLIN: NORMALNULL
Der Ort hätte nicht stimmiger sein können: Die “Fraktale IV”-Ausstellung mit jungen Künstlern zum Thema “Tod” fand im Palast der Republik Berlin statt, und sie wurde wegen des Publikumsandrangs sogar bis November 2005 verlängert. U.a. konnten die Besucher ein Video mit Szenen von einer Treibjagd betrachten. Der Kölner Installationskünstler Harald Fuchs, der schon seit Jahren die Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft untersucht, beschäftigt sich mit dem millionenfachen Tod durch die Atombombe.
Das politisch wie architektonisch äusserst umstrittene Palast-Gebäude aus DDR-Zeiten ist bekanntlich selbst “todgeweiht”. Erst hat man es entkernt und sämtliche Asbesteinlagen demontiert. Dann wurde jahrelang über Renovierung, neue Nutzung oder Abriss gestritten. Währenddessen vergammelte “Erichs Lampenladen” (DDR-Volksmund) noch mehr. Die Befürworter des Abrisses hoffen, dass nunmehr spätestens Anfang 2006 endlich die Bagger anrollen und der Palastruine den Todesstoß versetzen.
Da nahm manch ein “Fraktale”-Besucher noch schnell die Chance wahr, sich das Stadtpanorama von einer Stelle aus zu betrachten, die es bald nicht mehr geben wird: Ulrike Mohr und Katinka Bock (Duo “nullplateau”) luden während der Ausstellung zu einer Begehung des 15.000 qm großen Palastdaches ein. Dort hatten sie ihre Berechnung der Höhe unterhalb eines neu definierten “Normallnulls” markiert: -54,32 m. Referenzgröße dieses künstlerischen “Normalnulls” ist nicht wie sonst üblich der Meeresspiegel, sondern die mathematische Mitte zwischen dem höchsten Punkt Berlins (Aussichtsplattform auf dem Fernsehturm) und dem tiefsten Ort in den U-Bahnschächten, die 30 m unter der Erde verlaufen.
Andere Beiträge zu diesem Fraktale-Projekt waren ästhetisch “härter” konzipiert. So kündigte BBB Johannes Deimling an, seiner Performance “Tod” dürften nur Personen ab 18…