CETERUM CENSEO
Im Marstall am Schloßplatz von Berlin-Mitte wird vom 16.-25. Oktober 1998 eine Ausstellung mit Berliner Künstlern ausgerichtet. Titel: “Ceterum Censeo”. Das Projekt knüpft an die Ausstellung “Neues aus dem Depot” (1990) an, einem Überblick über die Berliner Szene. Diesmal will man vor allem Künstlerpositionen vorstellen, “die andere Formen und Strategien der Darstellung und Vermittlung suchen” als jene, die bisher schon auf eine größere Öffentlichkeit fokussiert worden sind. In der Auswahl gibt man also dem Experiment den Vorzug gegenüber dem Mainstream. Veranstalter ist der “Verein für Vollbeschäftigung und Erforschung des Unbemerkten e.V.”. Für die Projektleitung zeichnet Ursula Cyriax verantwortlich, im Beirat sitzen u.a. die “Kunstforum”-Mitarbeiter Marius Babias und Thomas Wulffen.
ORGIEN-MYSTERIEN-THEATER
Mit einem 150köpfigen Orchester unter der Leitung des Salzburger Komponisten Clemens Gadenstätter sowie weiteren 150 Akteuren inszenierte Hermann Nitsch kurz vor seinem 60. Geburtstag (29.8.) den “Höhepunkt seines Schaffens”. In der ersten Augustwoche fand auf dem Gelände von Schloß Prinzendorf sein “Sechstagespiel” statt. Nitsch hatte die rituelle Aktionssymphonie von 144 Stunden Dauer nach einem exakten dramaturgischen Plan konzipiert – die akribische Partitur umfaßte 1.500 Seiten. Der “dramatischen Exposition” einer Stierschlachtung folgte ein “ruhiger zweiter Tag” mit Malaktionen. An den “Tag des Dionysos” (“mit gebotenen Exzessen”) schlossen sich Ausstellungen und Installationen an, bis am fünften Tag die “Katastrophe des klassischen Dramas” mit Fleisch, Gedärmen, Obst, Gemüse und Blumen visualisiert wurde. Anschließend klang der Reigen mit der “unbeschwerten Stimmung eines Volksfestes” aus. Die Aktionsrelikte sollen im Frühjahr 1999 im Museum Moderner Kunst Wien ausgestellt werden. Obwohl Nitsch angekündigt hatte, daß die Schlachtungen von…