Akademie zum dritten Jahrtausend
CHRISTIANE FRICKE IM GESPRÄCH MIT CHRISTA MAAR
Christiane Fricke: Sie stellen die Akademie zum dritten Jahrtausend in die Tradition des antiken Vorbilds, der Akademie des Philosophen Plato in Athen. Was kann man von Plato lernen und warum ist der Rekurs auf Platos Akademie gerade zum jetzigen Zeitpunkt wichtig?
Christa Maar: Die Akademie zum dritten Jahrtausend gibt es jetzt seit dreieinhalb Jahren. Für mich standen in der Gründungsphase zwei Überlegungen im Vordergrund: einerseits der Gedanke, es am Ende dieses Jahrhunderts mit sehr vielen offenen, existentiellen Fragen zu tun zu haben, über die man nachdenken muß; andererseits das Bewußtsein dafür, dies auf eine andere Weise tun zu müssen, als es bisher geschehen ist. Es gibt sehr viel spezialisiertes Wissen in allen Fachbereichen. Wichtig ist, daß dieses Fachwissen zusammengeführt wird, daß sich unterschiedliche Denkansätze begegnen und sie voneinander lernen können. In der Politik z.B. werden Entscheidungen auf der Grundlage von Gutachten einiger Spezialisten gefällt. In den Wissenschaften haben wir es mit dem Phänomen zu tun, daß die Naturwissenschaftler nicht mit den Geisteswissenschaftlern kommunizieren und umgekehrt. Ich denke nicht, daß wir es uns leisten können, so weiterzumachen. Wir haben uns deshalb für einen vollkommen interdisziplinären Ansatz entschieden und uns damit bewußt in die Tradition der antiken Akademien gestellt. Dort ging es eben auch darum, zu allgemeingültigen Fragen sehr viele verschiedene Positionen zu hören und diese miteinander einen Diskurs austragen zu lassen. Die “Akademie zum dritten Jahrtausend” hat, fußend auf dem Alten, nämlich auf der platonischen Idee, etwas Neues geschaffen. Sie nimmt sich übergreifend…