Rainer Unruh
Akademie. Kunst lehren und lernen
Kunstverein in Hamburg, 22.1. – 3.4.2005
Der Tisch hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Schräg, wie ein kenterndes Schiff, ragt er in den Raum. Kartons haben sich unter ihm angesammelt. Auf der gläsernen Platte liegen Ordner, handschriftliche Notizen und andere Schriftstücke. Olaf Metzel, Künstler und zeitweise Rektor der Akademie der Bildenden Künste München, hat den ehemaligen Konferenztisch mit improvisierten Wahlkabinen umstellt. Denn demokratisch soll es schon zugehen an unseren Akademien, auch wenn sich hinterher alle die Augen reiben, weil die Abstimmungen immer anders ausgehen, als es vorher besprochen war.
„Akademie. Kunst lehren und lernen“ ist der Auftakt einer von Angelika Nollert (Siemens Arts Program) angeregten Reihe von Ausstellungen und Projekten, die sich mit der Rolle von Kunsthochschulen auseinandersetzt. Kann man überhaupt unterrichten, wie man Künstler wird, ohne das, was den Künstlern auszeichnet, zu diskreditieren? Christian Jankowski knüpft an dieses Dilemma an. Der „Kunstbetriebskritikkünstler“ ist im Hamburger Kunstverein gleich mit drei Arbeiten vertreten. Seine jüngste, „Seminar – Selbstpositionierungen im Kunstfeld“ (2002), entstand in Zusammenarbeit mit Leipziger Kunststudenten. Sie durften sich einen Wunschpartner aus dem Berliner Kunstbetrieb aussuchen und einen Text für den Dialog mit dieser Person schreiben. Die Szenen wurden gefilmt und zusammen geschnitten, ergänzt durch die Beiträge eines Moderators, der die jeweiligen Strategien der angehenden Künstler erläutert und ihnen Kategorien wie „Die Souveränität der inneren Versponnenheit“ und „Das Schweigen des Duchamp“ zuordnet. Das entstandene Video ist urkomisch. Die Hemmungslosigkeit, mit der hier lustvoll über Kunst schwadroniert wird, weckt die Hoffnung, dass der Humor an unseren Hochschulen…