Ai Weiwei
Translocation – Transformation
Wie weit reicht die Macht des Indiviuums?
21er Haus, Belvedere
14.07. – 20.11.2016
von Ursula Maria Probst
In der Pressekonferenz anlässlich seiner Soloshow im 21er Haus äußert sich Ai Weiwei selbstkritisch gegenüber seiner Doppelprofession als Aktivist und Kunststar: „I don’t want to be an artist.“ Eigentlich wollte er mit seinem Sohn und seiner Freundin Urlaub in Griechenland machen, stattdessen landete er in einem Refugees-Camp. Zwar regte Ai Weiwei dazu an, ein Denkmal für die auf ihrer Flucht im Mittelmeer verstorbenen Menschen zu errichten, Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Sea Watch kamen ihm allerdings zuvor, die im Jänner 2016 auf Lesbos mit einem monumentalen Friedenszeichen von 3000 Rettungswesten an den Tod von Hunderttausenden gemahnten.
Ai Weiwei hingegen gestaltet in seinem Projekt „F-Lotus“ (2016) am Strand von Lesbos zurückgelassene 1005 gebrauchte Schwimmwesten zu ästhetisch anziehenden Lotosblüten. Viel Kritik erntete Ai Weiwei aus den Social Medias für sein Posting in der India Today in dem er sich als Ertrunkener reinszenierte und dabei auf den ertrunkenen Jungen Aylan Kurdi anspielte. Ai Weiweis Engagement für Menschenrechte, Demokratie und die Flüchtlingskrise sowie sein Versuch diese mit kunstmarktstrategischen und ausstellungspolitischen Überlegungen medienwirksam zu verknüpfen, stellt sich durch die derzeitige realpolitische Situation in Europa als angreifbar heraus. In diesem Zusammenhang stehende ethische Fragen ins Ästhetische zu übertragen, erweisen sich als Herausforderung. Dabei ist Ai Weiweis Selbstverständnis das eines Systemverweigerers. Er selbst lebt derzeit als Migrant in Berlin. Losgelöst von ihrer lebensrettenden Funktion und stilvoll zu 201 Lotusblüten arrangiert, schwimmen nun die…