Cornelia Gockel
Ahmet Ögüt
»Wherever I go I see your shadow behind me«
Museum Villa Stuck, München, 11.11.2010 – 23.1.2011
Taschenlampe an. Suchend wandert der Lichtkegel durch den dunklen Raum, tastet die Wände ab und fängt schließlich das Bildnis eines Menschen ein. Große, weit aufgerissene Augen blicken aus dem schmalen ovalen Gesicht. Sie scheinen den Betrachter zu fixieren, jedoch gleichsam durch ihn hindurch in die Dunkelheit zu schauen. Das Porträt zeigt den 2007 ermordeten Journalisten Hrant Dink. Er war Herausgeber einer 1996 gegründeten armenisch-türkischen Zeitung. Devorah Greenspan hat das eindringliche Bildnis des Journalisten gemalt, ohne Hrant Dink jemals zuvor gesehen zu haben, denn die Künstlerin ist blind. Ihre Arbeit entstand im Rahmen einer Performance 2009 in New York im Auftrag des türkischen Künstler Ahmet Ögüt nur auf Basis seiner Erzählungen. „Ich war mir bewusst, dass es eine heikle Sache war, mit einer blinden Künstlerin zu arbeiten, und entschied mich deshalb, ihren Nachteil in einen Nachteil für uns, das Publikum, umzuwandeln. Wir waren diejenigen, die Licht brauchten – nicht sie.“, erzählt Ögüt in einem Interview: „Aus diesem Grund malte Devorah in einem stockfinsteren Raum. Die Zuschauer betraten den Raum im Licht kleiner Blitzlichter. Im hin und wieder aufblitzenden Licht war es allenfalls möglich, Teile des Gemäldes zu sehen. Niemand sah das ganze Gemälde.“ Die Atmosphäre dieser Performance soll der Besucher seiner Installation „The Pigeon-like Unease of my Inner Spirit“ (2009) in der Ausstellung in der Villa Stuck nacherleben.
Der 1981 in der Türkei geborene und in Amsterdam lebende Künstler Ahmet Ögüt hat seine Arbeiten…