Uta M. Reindl
Agnes Martin
»Sieben Bilder«
Galerie Michael Werner, Köln, 22.1. – 5.3.1994
Eine Programmänderung scheint sich bei Michael Werner anzukündigen. Erstmalig zeigt der Galerist die stillen Abstraktionen der Amerikanerin Agnes Martin in seinen Räumen, die sonst (außer dem Nachlaß von Marcel Broodthaers) der insgesamt farbstarken Malerei von Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Per Kirkeby, Leroy, Markus Lüpertz und A.R. Penck vorbehalten ist. Die New Yorker “The Pace Gallery”, so weiß es die Kölner Lokalpresse, will dem Galeristen zur neuen Künstlerwahl geraten haben, auch gesteht Michael Werner demgemäß seine Absicht zur Neuorientierung. Über die Künstlerin selbst jedoch habe der stets zwischen seiner New Yorker Dependance und dem Hauptsitz in Köln hin- und herpendelnde Galerist nichts zu sagen.
Die klar geschnittenen hohen Altbauräume, aber auch die gelungene Hängung kamen in Köln der klaren Malerei von Agnes Martin zugute. Im hinteren, zugleich hellsten Raum der Galerie hingen Arbeiten von 90/91. Sie stellen wie die anderen Bilder der Ausstellung subtil nuancierte und stets aus freier Hand gezogene Streifenmodulationen dar.
Breite Farbbänder überziehen den Grund der Bilder und werden mitunter von prägnanten Graphitlinien akzentuiert. Das ruhige Miteinander der Bahnen und Linien ist allerdings das Ergebnis eines durchaus bewegten und komplizierten Verfahrens, denn die Bilder sind vielfach übermalt und ausgewaschen worden, bis schließlich das gewünschte Verhältnis zwischen Transparenz und Opakheit, zwischen Tiefe und Oberfläche entstehen konnte. Über die Inhalte ihrer Gemälde schreibt die 81jährige Künstlerin in ihren bei Cantz vor zwei Jahren erschienenen Schriften: “Meine Bilder haben weder Gegenstand noch Raum noch Linien oder etwas anderes – keine Formen….