Agnes Denes
Vorsicht, kein Gegenmittel! Die Kunst der Ansteckung oder die Paradoxien des Zusammenwirkens
Eine Korrespondenz mit Judith Elisabeth Weiss
„Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wird die ganze Erde zu einer einzigen, voneinander abhängigen Gesellschaft, in der unsere Interessen, Bedürfnisse und Probleme miteinander verflochten sind und sich gegen seitig beeinflussen. Die Fäden der Existenz sind so eng miteinander verwoben, dass ein Reißen in irgendeine Richtung das gesamte Gewebe verzerren kann und Millionen von Fäden in Mitleidenschaft zieht. Eine neue Form der analytischen Haltung ist gefragt (…).“— Agnes Denes, Book of Dust, 1978
Mit Wheatfield – A Confrontation (1982) hat Agnes Denes (*1931) ein Werk geschaffen, das trotz seiner Vergänglichkeit ikonisch wurde. [01] Das politische Anliegen des zwei Hektar großen Weizenfeldes, das Denes zwei Blocks von der Wall Street entfernt pflanzte und mit den hoch gewachsenen New Yorker Zwillingstürmen als Symbolen der Entfesselung des kapitalistischen Systems konfrontierte, war augenscheinlich. Hier standen jedoch nicht nur die Finanzpolitik und ihr Mitwirken an Misswirtschaft, Verschwendung, Welthunger und ökologischen Problemen am Pranger. Es ging vielmehr um fundamentale Fragen, die die menschlichen Werte und die Zukunft der Menschheit betraf. Die heute 90-Jährige erinnert sich bei dieser, ihrer bekanntesten Arbeit vor allem an die Fürsorge als disziplinierende Übung, denn die viermonatige Pflege des Weizenfeldes bis zur Ernte war aufwendig und hart. Die geernteten Körner wurden schließlich in der Ausstellung The International Art Show for the End of World Hunger (1987 – 1990) präsentiert, die vom Minnesota Museum of Art organisiert wurde und international tourte. Von hier fanden…