Rüdiger Schöttle
Ager Publicus
In unserer Geschichte gab es den vom Ritual und vom Gesetz bestimmten Platz. In jetziger Zeit wird dieser Acker der Gemeinde von einer Tauschgesellschaft regiert, die auf ihm ihre gläserne Welt der Ware errichtete. Das gegenständliche Sein wurde zu gleichen, wiederholbaren Augenblicken unseres individuellen Erlebens, ein Erleben, dessen Subjekt sich im schattenhaften Dasein eines ausschließlichen Sehens verlor. Wie in einer Luftblase ist der Acker in der gläsernen Welt eingeschlossen und wird von unserer Kultur der Tausend-Augen lautlos besungen, beklagt und verherrlicht. Bei all der Durchsichtigkeit kommt es zur Verwirrung: Man weiß nicht mehr vom eigentlichen Acker und dem ihn Umschließenden zu unterscheiden. Die reale, immanente Welt wird für uns zum Trugbild einer immanenten Warenwelt, in der wir unsere Körper und auch den Acker verlieren.
Das Licht der Aufklärung zeigte uns die Immanenz der Natur und der Geschichte, was dann die Warenwelt als die ihrige ausgab. Für den Künstler wurde es schwer: Einesteils wollte er den Boden der Aufklärung nicht verlassen, andernteils sehnte er sich nach der festen Symbolschaffung der Alten, die Ritual und Gesetz aus der Zueinanderstellung von Transzendenz und Immanenz wie von Hades und Olymp herleiteten. Wir verlangen heute vom Künstler, daß er uns mit der Aufklärung versöhnt, versagen ihm aber das Land des Ackers zu betreten. Nur sehen darf er ihn, vorausgesetzt, er hat die Kraft, ihn aus seiner gläsernen Umschließung zu lösen. Aber auch dies will ihm nur schwer gelingen. Er gibt Willenserklärungen ab, um seine ernste Absicht den ändern sichtbar zu machen. Was soll…