Agbagli Kossi
In dem Haus, das Agbagli Kossi im alten dörflichen Viertel von Amoutivé bewohnte, hatte er von klein auf gelebt. Unter einem Vordach, fast auf der Straße, hatte er sein Atelier, und für jeden Fetisch, unter dessen Schutz seine Familie und sein Werk standen, gab es einen eigenen Hausaltar. Denn Kossi war ein religiöser Künstler, ein Bildhauer, der sich an den Statuetten und Idolen der Voodoo-Überlieferung inspirierte. Er selbst war ein bescheidener Priester dieser Naturreligion, die am Golf von Benin von Accra über Lomé, Ouidah, Porto-Novo und Badagry bis hin nach Lagos weit verbreitet ist. Gelegentlich betätigte er sich auch als Medizinmann. Er war nämlich erfahren im Gebrauch von Pflanzen, Kräutern und Mixturen, die Kräfte besitzen, von denen man weiß, daß sie nicht immer nur heilsame Wirkungen haben.
Wer sein Vertrauen gewann, dem erklärte Kossi, daß er seine Berufung einer merkwürdigen kleinen, mit Kaurimuscheln verzierten Holzfigur mit dichtem Haarschopf verdankte, die er im Busch gefunden und seit nunmehr dreißig Jahren ständig bei sich hatte. Agué, der ihn inspirierte und dem er sich anvertraute, thronte in einer geheimen Kammer, wo er der Begehrlichkeit und den Blicken anderer entzogen war. Wie alle Waldfetische seiner Art tat er seinen Willen oder seine Mißbilligung mit Pfeiftönen kund, die feinste Unterschiede in der Klangfarbe aufwiesen, und ihm verdankte Agbagli, dessen Schicksal er lenkte, wenn nicht seinen Wohlstand, so doch sein Ansehen.
Die Kunden weißer Hautfarbe, seien es ortsansässige oder auf Reisen befindliche Liebhaber seiner Kunst, die seine Eigenständigkeit kannten und schätzten, ließ Kossi keineswegs außer acht. In…