Franz Thalmair
Against Method
»The Collection Seen by Gertrud Sandqvist«
Generali Foundation, Wien, 13.9. – 22.12.2013
Die Geste“, heißt es bei Vilém Flusser, „ist eine Bewegung des Körpers oder eines mit ihm verbundenen Werkzeugs, für die es keine zufriedenstellende kausale Erklärung gibt.“ Dem Philosophen zufolge sind Gesten mehr als nur mechanische Bewegungsabläufe menschlicher Körper oder der mit ihm in Verbindung stehenden Utensilien und Apparate. Es genügt auch nicht, Gesten als eine Kombination aus physiologischen, psychologischen, kulturellen oder sonstigen Rahmenbedingungen und Parametern zu bewerten. Flusser bezeichnet die Geste als „Ausdruck einer Innerlichkeit“, als eine ganz bestimmte wenn auch kaum mit Worten beschreibbare Form der Motorik, „durch die sich eine Freiheit ausdrückt, um den Gestikulierenden vor anderen zu enthüllen oder zu verhüllen“ und um Intention und letztendlich Bedeutung zu übermitteln. „Eine Geste ist weder abstrahierte Sprache noch Zeichen, kommt beidem aber nahe“, so Gertrud Sandqvist, Professorin für Kunsttheorie und Kuratorin der dritten und letzten Jubiläumsausstellung zum 25-jährigen Bestehen der Generali Foundation. „Against Method“ lautet der Titel der Schau, mit dem sich Sandqvist auf das Buch „Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie“ von Paul Feyerabend bezieht. Sie hat die Sammlung des Versicherungsunternehmens, die sich der konzeptuellen Kunst verschrieben hat, gegen den Strich gebürstet. Nicht das analytische oder gar wissenschaftlich anmutende Moment der Konzeptkunst steht bei „Against Method“ im Vordergrund. Im Gegenteil, Sandqvist hat Sammlungsobjekte vom Kunstdepot in den Ausstellungsraum gebracht, die mit genau jenen „irrationalen Mitteln“ operieren, die Feyerabend als Grundlage für experimentelle künstlerische Forschung begreift. Es geht also nicht nur um institutionskritische und…