Amine Haase
Afrikanische Skulpturen
»Die Erfindung der Figur«
Museum Ludwig, Köln, 27.7. – 30.9.1990
Gemeentemuseum, Den Haag, November 1990 – Januar 1991
Gerade ist einer der frühen Entdecker der Eigenständigkeit afrikanischer Kunst gestorben: Michel Leiris, der sich 1931 bis 1933 an der völkerkundlichen und sprachwissenschaftlichen Afrika-Expedition von Dakar nach Dschibuti unter Marcel Griaule beteiligte. In “Phantom Afrika” zeichnete er seine Erfahrungen und Erkenntnisse nach. Leiris’ Stellungnahme gegen Ethnozentrismus und Rassismus ist als durchgehendes Engagement gegen Diskriminierung wiederzufinden. Der Ethnologe versuchte stets auch als Dichter, das Fremde im Bekannten zu fassen und das Bekannte als Voraussetzung zur Erkenntnis des Fremden.
In Deutschland hatte Carl Einstein bereits 1915 sein Buch “Negerplastik” veröffentlicht. Der Kunstkritiker und -agent, der von den Nationalsozialisten in die Flucht bis in den Selbstmord getrieben wurde, sah die Kunst Afrikas unter ästhetischen Gesichtspunkten: auch zu Zeiten des Expressionismus immer noch ein gewagter Standpunkt. Siegfried Gohr will mit seiner für das Museum Ludwig, Köln, konzipierten Ausstellung an diese Tradition anknüpfen.
Holz, Tuch, Federn, Blut – so lautet die Materialangabe für zwei stehende “kafigeledio-Figuren” des afrikanischen Stammes der Senufo (Südosten Malis). Besitzer dieser 70 Zentimeter großen Figuren, deren düster-drohende Erscheinung der elementaren Stoffbeschreibung durchaus entspricht, ist der französische Künstler Arman. Und er gibt gern zum besten, daß er die selbst im spezialisierten Handel seltenen magischen Gestalten recht billig bei einem New Yorker Experten erworben habe. Denn dem Fachmann sei offensichtlich viel daran gelegen gewesen, die unheimlichen Geister – in der Gestalt (blut?)verkrusteter Stoffkörper, auf dem ein gesichtsloser, dreieckiger, mit struppigen Federn gespickter Kopf sitzt – loszuwerden….