Amadou L. Sall
Afrika ist ein komplizierter Kontinent
Gespräch mit dem Generalsekretär der Dak’art (1992)
Von Ines Anselmi & Paolo Bianchi
Die erste internationale Biennale für zeitgenössische Kunst in Senegal versprach vieles und hielt nichts. Wer frühzeitig angereist kam, um mit den Künstlern zu sprechen, erwies sich als afrikanisches Greenhorn. Rund um die Swimmingpools der Luxushotels und auf den Märkten regte sich zwar ein bisschen Leben, nicht aber auf der Biennale.
Zwei Tage vor Beginn wurde noch geputzt. Am Tag der Eröffnung begann die Hängung der Werke. Der Präsident der Republik höchstpersönlich patronierte die Eröffnungszeremonie. Spärliches, vor allem westliches Publikum besuchte die Kunstausstellung. Die Präsentation wirkte zufällig, konzeptlos, folgte weder einem Thema noch einer museographischen Idee.
Das Chaos als Prinzip? Oder die Unwissenheit? Ein kurzes Gespräch mit dem Biennale-Generalsekretär, Amadou L. Sall, bestätigte den Verdacht. Auf Fragen zur Documenta in Kassel wurde mit Kopfschütteln abgewinkt. Nie gehört, nie gesehen. Er möchte die Biennale von Dakar eher mit dem Karneval von Rio verglichen sehen, ein Fest fürs Volk. Kopfschütteln bei den westlichen Gästen.
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Die Biennale steht unter dem Motto: “Afrikanische Kunst – Beständigkeit und Veränderung” (L’Art Africain: Permanence et Mutation). Ein zweites Thema heisst: “Begegnungen mit afrikanischer Kunst” (Arts et regards croisés sur l’Afrique). Es ist ein Ziel dieser Biennale, die senegalesischen bzw. afrikanischen Künstler auf dem internationalen Markt bekannt zu machen, die afrikanische Kunst endlich aus ihrer Abseitsstellung zu befreien, in der sie der Westen plaziert. Zudem möchten wir zeigen, dass die afrikanische Kunst seit Jahrhunderten die Kunst in anderen Gegenden der Welt beeinflusst und…