MARTIN SEIDEL
Aernout Mik. Dispersion Room
Museum Ludwig, Köln, 5.6. – 3.10.2004
Aernout Mik bleibt sich treu. Auch in seiner neuen Arbeit “Dispersion Room”, die im sogenannten AC:-Ausstellungsraum des Museum Ludwigs und in veränderter Form im Haus der Kunst in München gezeigt wird, ist Mik (Jahrgang 1962) ein Grenzgänger zwischen alten und neuen Medien, der Videoscreens mit einem begehbaren Architekturambiente verknüpft.
In “Dispersion Room” konfrontiert Mik, der 1997 auf der Biennale den Niederländischen Pavillon bespielte, auf zwei panoramaartig langgezogenen Backscreens von knapp sieben Metern Länge und 176 Zentimetern Höhe den Betrachter mit Geschehnissen in einem Großraumbüro. Ein undurchsichtiges, seltsames Treiben ist zu sehen, angesiedelt irgendwo zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Normalität und Ausnahmezustand, zwischen Sinn und Unsinn. Zu hören ist nichts. Dabei wandelt Mik den AC:-Saal selbst zum Büroraum, zu einem grundrisslich unregelmäßig geformten, 2,20 Meter hohen Raum (im selbst 12 Meter hohen Ausstellungsraum), der mit den Schreibtischen, Bürostühlen, Computern und Aktenschränken des Videos ausgestattet ist.
Was sich auf den Screens abspielt, wirkt wie eine Zusammenfassung von diversen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Situationen, die sich so tatsächlich ereignen könnten, allerdings kaum in der Videofilmzeit von 28 Minuten. Zum Ablauf: Es herrscht Büroalltag mit Menschen an ihren Arbeitsplätzen; ein Mann in dunklem Anzug mittleren Alters, dessen Nase blutet, durchkreuzt das Bild; eine Gruppe von Asiaten befindet sich auf Betriebsführung; Elektriker hantieren mit Leitern und basteln an Computern herum; Büroleute kauern auf dem Boden; Computer häufen sich bald zum Abtransport in Containern; Anstreicher weißen eine Wand; die Mitarbeiter stürmen ins zwischenzeitlich leere Büro und bald in Gegenrichtung…