Rainer Metzger
Arbeiten, die ich im Garten Eden machte, bevor ich herausfand, daß ich schwarz und eine Frau bin.” Im Paradies entstand das Frühwerk der Adrian Piper, da schlug sie feinste konzeptuelle Kapriolen nach Art der Klassiker Lawrence Weiner oder Douglas Huebler. 1970 ungefähr erkannte sie dann, daß sie von den Herrschaften zunächst das Geschlecht und dann auch die Hautfarbe trennt. Seither darf sie die Urahnin für all jene ästhetischen Tendenzen abgeben, die von Amerika her wieder politisch-soziales Engagement zelebrieren.
Aus ihrer Concept-art-Phase hat sie sich zunächst das Arbeiten mit einem fixen Vokabular bewahrt, mit einem Stamm an Bildern und Sätzen, die sie immer wieder neu kombiniert und dabei auf Konfrontation setzt. Bilder wie jenes einer abgehärmten Schwarzen mit darbendem Kleinkind, das sie jenem einer lächelnden Mittelstandsmutti mit geschniegeltem Nachwuchs gegenüberstellt. Sätze wie “Pretend not to know what you know”, die signalisieren, daß Verdrängung und Kompensation immer schon das ureigene Metier des Kulturellen waren. Es ist eine genuine Schwarz-Weiß-Malerei, die da betrieben wird, Schwarz-Weiß in der Konfrontation der Rassen, Schwarz-Weiß im Aufeinanderprall einer verpönten Wirklichkeit und der geschönten Gegenwelt des Künstlerischen sowie Schwarz-Weiß in der Knalligkeit plattester Antithetik. Von der Concept-art hat sie sich dabei gleichzeitig eine gewisse Selbstdistanz bewahrt, die sie vor triefenden Betroffenheitsgesten feit. Wenn sie, wie in “Cornered” von 1988, zwei Geburtsurkunden ihres Vaters präsentiert, die ihn einmal als Weißen, einmal als Schwarzen aufführen, oder wenn sie sich im Selbstporträt “exaggerating my negroid features” zeigt, dann geht es um die Konventionen, die derlei Unterscheidungen steuern. Nicht der Leidensduktus steht…