Adrian Lohmueller
Adrian Lohmueller: Ich habe am MICA in Baltimore „General Sculptural Studies“ studiert, wo ein erweiterter Skulptur-Begriff gelehrt wurde, der auf einer direkten Verbindung mit dem Leben basiert – das verfolge ich bis heute in meinen Objekten. Da schließe ich auch Projektionen, Aktionen, den Körper bis hin zu einem Gespräch alles mit ein.
Sabine B. Vogel: Ist das im Sinne von Beuys´ „sozialer Plastik“ gemeint?
Klar schwingt das mit, aber ich habe dessen Werk eher spät kennengelernt – mir ist das eigentlich zu religiös und doktrinär. Duchamp liegt mir viel näher, die Re-Kontextualisierung von Objekten, die aus dem Alltag stammen und weniger die Verformungen. Letztes Jahr bin ich nach Fordlândia in Brasilien gereist, ein ehemaliges Gelände der Ford Motor Company, das heute eine Geisterstadt ist. Ich hatte die Geschichte von Henry Fords Versuch, hier Kautschuk anzubauen, zuvor recherchiert. Er wollte die brasilianischen Arbeiter auf seiner Plantage dazu bringen, eine gesunde Lebensweise mit Körnern, Soja und Hanf zu übernehmen, abstinent ohne Alkohol und ohne Prostitution zu leben. Kuhmilch hasste er. Er wollte dem ungezähmten Amazonas die Fließbandfertigung aus Detroit aufzwingen und das führte letztendlich zum epischen Scheitern dieser kolonialistischen Utopie. In meiner Skulptur treffen jetzt Kuhmilch und Kautschuk aufeinander – das ist aus der Recherche heraus entstanden. Es ist eine Art Ready-Made, eine Verschiebung von Gefundenem.
Bist du auch ähnlich vorgegangen bei deinem Beitrag zur 6. Berlin Biennale 2010?
Die Biennale fand in einem mehrgeschossigen Gebäude am Oranienplatz statt, das ganz offen war, ohne Wände und mit einem durchgehenden, leeren Fahrstuhlschacht. „Das Haus bleibt…