Reinhard Ermen
Adolf Wölfli
»Die Schenkung Ernst und Maria Mumenthaler-Fischer«
Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, 31.1. – 13.4.1998
Museum Schloß Moyland, 17.1. – 28.2.1999; Kunsthalle Tübingen, 2000
Das gibt zu tun!” Adolf Wölfli spricht von sich, seiner Kunst, seinem Leben und was alles zu berücksichtigen ist: “Sie können sich gar nicht vorstellen, wie man dabei seinen Kopf anstrengen muss, um nichts zu vergessen. Man würde sicher verrückt darob, wenn man’s nicht schon wäre.” Der das sagt, weiß wovon er redet. 1864 in Bowil (Emmenthal, Kanton Bern) als Sohn eines Steinhauers geboren, kommt er nach einem freudlosen Arbeitsleben als “Verdingbub”, Knecht und Handlanger, nach einem Intermezzo beim Militär und zwei Notzüchtigungsversuchen an minderjährigen Mädchen 1895 in die Irrenanstalt Waldau bei Bern. Wölfli gilt als geisteskrank, unzurechnungsfähig sowie gemeingefährlich. In Waldau beginnt für ihn ein zweites, sein eigentliches Leben. Die wachsende Schizophrenie läßt aus dem deplazierten Hungerleider einen Künstler werden. Etwa fünf Jahre nach seiner Einlieferung macht sich Wölflis unerwartetes Talent bemerkbar. “Seine Zeichnungen sind ganz blödes Zeug, ein reines Durcheinander, von Noten, Worten, Figuren: den einzelnen Bogen gibt er phantastische Namen.” (Krankenbericht, 7.1.02) Zahllose Buntstiftbilder, endlose Texte in reichillustrierten Heftsammlungen und Alben, auch eine monumentale Autobiographie “Von der Wiege bis zum Graab” (1908 – 1912) legen Zeugnis ab von imaginären Forschungsreisen, Abenteuern und Katastrophen. Wölfli “konfabuliert” (Krankenbericht), die Blätter und Hefte können die Fülle seiner Visionen, die Vermögenswerte des Universalgenies im Geiste kaum fassen. In Waldau herrscht ständige Not an Stiften und Papier, trotzdem will alles notiert sein. Wölfli ist ein gewissenhafter Mann, ist “Naturforscher, Dichter,…