Peter Gorsen
Adolf Loos
RETROSPEKTIVE
2.12.1989 – 25.2.1990
Albertina, Historisches Museum der Stadt Wien, Haus am Michaelerplatz, 2.12.1989 – 25.2.1990
Die Wiener Adolf Loos-Ausstellung hat lange auf sich warten lassen. Sie ist die umfassendste, gewissenhafteste und vom Zuckerguß literarischer, kulturtheoretischer Interpretationen gereinigte Präsentation des bis heute bekannten Gesamtwerkes geworden. Es wird an drei Ausstellungsorten ausgebreitet: in der Albertina, die das umfangreiche Loos-Archiv beherbergt, im Historischen Museum der Stadt Wien, das aus seinem Bestand auch das frühe Loos-Wohnzimmer von 1903 ausstellt, und im “Haus am Michaelerplatz”, einem 1911 entstandenen Hauptwerk Loos, das sich seit kurzem wieder im glänzend renovierten Originalzustand präsentiert und im Souterrain die Skandalgeschichte dieses antiornamentalen Bauwerks dokumentiert.
Aus der Zusammenarbeit der besten Loos-Kenner ist unter der Leitung der beiden Monographen Burkhardt Rukschcio und Roland Schachel ein großes Schaufenster der Loos-Forschung zustande gekommen. Man war sich einig, daß für die zum größten Teil Projekt gebliebenen Arbeiten heute eine verbale Interpretation nicht mehr ausreicht, sondern anhand von Modellen zum “analytischen Raum – und Baukörperstudium” fortgeschritten werden muß. Da Loos noch seinen kleinsten Skizzen eine konkrete Raumvorstellung zugrunde gelegt hat, ist der Weg der modellhaften Rekonstruktion des zeichnerischen Entwurfs fast immer ohne Schätzungen möglich. Der schon von dem Loos-Schüler Heinrich Kulka beschriebene Raumplan, nämlich das Planen von Räumen, die in verschiedenen Niveaus liegen und an kein durchgehendes Stockwerk gebunden sind, bestimmt neben den ausgeführten Bauten auch alle Projekte. Die vielfach verschachtelten, ineinander geschobenen Raumvolumen von unterschiedlicher Größe und Höhe werden im flächigen Schema von Grundrissen und Schnitten kaum anschaubar. Auch die Photographie erlaubt nur eine annähernde…