Ronald Berg
Adolf Hitler:
Reden zur Kunst und Kulturpolitik 1933 – 1939
Vieles von dem was man hier liest, ist nicht anders als pathologisch zu nennen. Besonders Hitlers immer wiederkehrenden Ausfälle gegen die Juden lassen sich rational nicht erklären. Hitler entlarvt sich in seinen kulturpolitischen Reden als ressentimentgeladener Kleinbürger, der gegen eine dekadente „Oberschicht“ wettert. Auch der gekränkte Künstler, der die Aufnahme an die Wiener Akademie nicht schaffte, schimmert bei den regelmäßigen Ausfällen gegen die Scharlatanerie des Kunstbetriebs in seinen Reden zu Kunst und Kulturpolitik immer wieder durch.
Boris Groys betrachtet Hitler in seiner Einführung zum Buch als Teil der Moderne. Das erlaubt ihm Einsichten, weil er den Kunstpolitiker Hitler weder dämonisiert noch banalisiert. Und es erlaubt zu vergleichen: Groys’ sieht in seiner Interpretation die Hitlerschen Politik als eine Art ästhetische Praxis zur Schaffung eines „Kunstwerks Rasse“. Bei Hitler finden sich durchaus Parallelen zu einigen Modernen, die man mit der militärischen Metapher Avantgardisten bezeichnet. Auch Hitler ist gegen Stil (wie etwa die Funktionalisten des Neuen Bauens). Doch folgt die Aufhebung der Kunst in Richtung Leben bei Hitler im Grunde einer Art säkularisierten Theologie, deren uneinholbarer Fluchtpunkt das Konzept der Rasse darstellt. Was Hitlers Ideen von den anderen Spielarten der Moderne unterscheide, sei seine Rassentheorie“, so Groys. Sie ermögliche eine „rein innere, nicht-theoretische, nicht-diskursive Einheit zwischen Künstler und Betrachter. Genau an dieser Einheit gebricht es den Vertretern der Avantgarde, da sie dem Leben vorauseilen, und sich damit von der Masse der Menschen entfernen. Das eigentliche Kunstwerk, welches das Dritte Reich also herzustellen sich bemüht,…