Düsseldorf
Adjustable Monuments
Sammlung Philara 26.02.–26.06.2022
von Thomas W. Kuhn
Nicht erst seit dem Mord an George Floyd und dem späteren Denkmalsturz im englischen Bristol, der einem Abbild des Sklavenhändlers Edward Colston galt, stellvertretend für ein ethisch mitunter zwielichtigen Geschichtsbild, zeigen sich konventionelle Denkmäler, in ihrer historisch tradierten Form, als wenig flexibel für neue Sichtweisen und Fragestellungen. Die Ausstellung „Adjustable Moments“ handelt von dieser Krise des Denkmals und des Erinnerns, aber auch von alternativen Formen und Inhalten des Gedenkens.
Gleich mehrere Werke greifen die Krise auf und es ist bezeichnend, dass unmittelbar vor dem Eingang ein leerer Sockel, mit dem mehrsprachigen Schriftzug „Das Gerücht“, steht. Das Werk von Michael Blum (*1966 in Jerusalem) widmet sich der Spekulation, dass in der serbischen Stadt Čačak 2007 ein Denkmal für die britische Pop-Sängerin Samantha Fox, zu Ehren ihres dortigen Auftritts, errichtet werden sollte. Obwohl, vermutlich ein Eklat während des Konzerts, das Projekt scheitern ließ, ging die Nachricht viral durch die Kanäle des Internets und machte die Stadt international bekannt: für eine Absurdität.
Aleksansra Domanović (*1981 in Novi Sad) untersucht den weiteren Kontext dieser Art Denkmäler, Turbo-Sculptures benannt, in Anlehnung an das Mu-sik-Genre „Turbo-Folk“, das Pop mit osteuropäischer Volksmusik verschmilzt. Turbo-Denkmäler für Bruce Lee (in Mostar), Sylvester Stallone (in Žitište) oder Johnny Weissmüller (in Međa) sind, einer möglichen Deutung nach, Platzhalter einer ideologischen und kulturellen Leerstelle, hier in Folge der Auflösung der jugoslawischen Republik und dem Verlust ihrer integrativ wirkenden visuellen Sujets. Abgeleitet von der Situation im ehemaligen Jugoslawien ließe sich fragen, ob eine derartige Erosion verbindender Motive…