Adib Fricke:
Das Lächeln des Leonardo da Vinci
Von Thomas Wulffen
Das Betriebssystem Kunst wird zu wesentlichen Teilen durch Kommunikation aufrechterhalten. Diese Kommunikation besteht einerseits aus dem Austausch von Bildern, Werten und Objekten, andererseits aus dem interpersonalen Gespräch. Gerade hier begegnen sich unterschiedlichste Interessengruppen wie der Künstler, das Publikum, der Sponsor, der Galerist, der Museumsmann, der Käufer, der Auktionator, der Fan. Die Aufzählung ist nicht vollständig. Ebensowenig können die Themen wiedergegeben werden, die in solchen Gesprächen angeschnitten werden. Adib Frickes Computerprogramm “Das Lächeln des Leonardo da Vinci” versucht, eine spezifische Ebene des Sprechens über Kunst abzubilden. Ausgangspunkt ist eine endliche Menge von Satzteilen, die über einen Zufallsgenerator zu vollständigen Sätzen zusammengesetzt werden. Version 2.0 verspricht circa 30 Millionen unterschiedliche Sätze zur bildenden Kunst. Was entsteht, sind Feststellungen, Bemerkungen und vor allem Meinungen, in denen sich das öffentliche Bild der Kunst wiederfinden lassen kann. Es ist Small talk, der das System trägt und von ihm getragen wird. Das Programm von Adib Fricke bietet sozusagen eine modellhafte Version unterschiedlicher Gesprächssituationen, indem es auch die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten einbeschliesst.
Als Ausstellungssituation, zum ersten Mal in der Galerie Anselm Dreher (Berlin 1991) gezeigt, findet allerdings ein Gespräch zwischen zwei Computermonitoren statt, zwischen die der Besucher tritt. Der Small talk hat sich verselbständigt, und das wird auch durch die Diskette deutlich, die käuflich erworben werden kann (bei Edition Fricke & Schmid, Englische Strasse 29, 10587 Berlin). Allerdings kann der Benutzer in diesem Falle so weit in das Programm eingreifen, daß er den Ablauf selber steuert und ihm Zeit bleibt,…