Johannes Meinhardt
Ad Reinhardt
Staatsgalerie Stuttgart, 13.4. – 2.6.1985
1960 schrieb Ad Reinhardt, indem er Bezug auf eine Ausstellung in der Galerie Betty Parsons, New York, nahm, die den Titel ,,25 Years of Abstract Painting” trug, 1985 solle die nächste Ausstellung über 25 Jahre abstrakter Kunst stattfinden. Von diesen 25 Jahren hat er nur die ersten sieben noch miterlebt (1913-1967); gravierender aber ist, daß seine Überzeugung vom endgültigen Sieg der abstrakten Kunst so schnell zuschanden wurde. Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt vor allem Gemälde aus diesen sieben Jahren 1960-67, seine “abstract, black and ultimate paintings”: alle fünf auf fünf Fuß groß, alle aus neun gleichgroßen schwarzen Quadraten zusammengesetzt, alle sowohl in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge nicht bestimmbar als auch ohne irgendwelche Veränderung oder Entwicklung. Jedes dieser Gemälde ist ‘Das Bild’, zeitlos und ungeschichtlich; sie repetieren einander ohne ein Ur-Bild, ohne ein erstes Modell, austauschbar und nicht unmittelbar unterscheidbar: nur die minimalen Differenzierungen der Farbe der schwarzen Quadrate unterscheiden die Gemälde. Ihr Prinzip ist “repetition as first idea of form, identical, interchangeability, serialization”. Ihre “timelessness” macht sie zu unbeweglichen Verkörperungen der reinen Idee der Abstraktion – die von Ad Reinhardt, der darin an Mondrian und Malewitsch anknüpft, selbst als die Bewegung des Idee-Werdens, des Reinigens und Abstrahierens von der Sinnlichkeit und vom Schmutz der historischen Verhaftung betrachtet wird; Verkörperung aber nur noch in dem Sinne, daß der Geist in der Materie gefesselt ist und aus ihr befreit werden muß.
Schon die platonische Idee wirft das Problem auf, auf welche Weise sie sich der Realität vermittelt, und…