Achterbahnteile fürs Weltengleichnis
Alice Aycock im Württembergischen Kunstverein Stuttgart
Die Arbeit von Alice Aycock hat in den letzten Jahren starke Veränderungen erfahren. Ihre ersten großen Konstruktionen wie das Latten-Labyrinth “Maze” (1972) oder das Erd-Haus “Low Building With Dirt Roof (For Mary)” (1973) und auch noch ihr Beton-Turm “Project for a Circular Building with Narrow Ledges for Walking” (1976) waren allesamt einfache Architekturen, deren äußere geometrische Klarheit nichts von den irritierenden Situationen ahnen ließ, in die sie ihre Benutzer brachten. Sie waren wie Fallen: Wer etwa in die 76 cm hohe Öffnung des “Low Building” hineintrat, vielleicht sogar in dem Glauben, innen menschengerechtere ‘ Proportionen vorzufinden, der wurde mit dem niederen Gegenteil konfrontiert. Das Dach neigte sich nach hinten bis zu einer Bodendistanz von nur 30 cm, was man als umso bedrückender empfinden mußte, wenn bekannt war, daß das ca. 7 t Erdreich über einem lasten.
Bereits in ihrem “Project for a Circular Building”, das an Burgbefestigungen wie die sardischen Nuragen erinnert, deutet sich bei Alice Aycock ein Interesse für das Mittelalter an, das dann in ihrer Arbeit für die documenta 6 seinen manifesten Ausdruck findet: Dort nimmt sie die Geschichte eines mittelalterlichen Sadisten namens Gilles zum Anlaß für eine Holzkonstruktion, die wie ein Ausschnitt aus jenen Stadtanlagen aussieht, wie sie etwa Simone Martini gemalt hat. Der Titel dieser Arbeit – “The Beginning Of A Complex…” – erscheint als programmatisch für die weitere Entwicklung ihrer Kunst. Fortan werden ihre Installationen mehrdeutiger, vielschichtiger – komplexer. Durch den Titel oder mittels bestimmter formaler Elemente provoziert sie…