Jürgen Raap
Achim Duchow
Galerie Erhard Klein, Bonn, Mai 1990
Neuer Aachener Kunstverein, 4.8. – 3.9.1990
Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln, ab 5.10.1990
Der Katalog suggeriert auf den ersten Blick eine Ausstellungstournee mit den Stationen Galerie Klein (Bonn), Neuer Aachener Kunstverein und Josef-Haubrich-Kunsthalle (Köln). Achim Duchow hat jedoch für jeden Ort mit Bedacht höchst unterschiedliche Exponate ausgewählt. So kamen die Aachener Besucher in den Genuß aggressiver Polit-Kunst unter dem provokanten Titel “Möchtest du noch mal arm sein?” im Stil monumentaler Wandgemälde in Mittelamerika; das Kölner Publikum indessen durfte sich an informellen Arbeiten erfreuen. Die Rechnung ging auf: Moderne Kunst sei kommentarbedürftig, räsonnierte man auf einer der regelmäßig stattfindenden “Gesprächsrunden” zwischen Künstler und Publikum in Aachen; gar mancher fand das Hannelore-Kohl-Porträt im Stil einer Kinderzeichnung oder “Goga Gola” als Inbegriff “ameriganischer Guldur” in sächsischer Phonetik neben dem vergrößerten Abbild eines DDR-Geldscheins als Zumutung. Mit humoristischen und cartoonistischen Mitteln (Hitler hält eine Rede vom Balkon in einer “Neue Heimat”-Siedlung) reagiert Duchow auf das jüngste Zeitgeschehen und den Zeitgeist, in bewußter Kenntnis der bildnerischen Bearbeitung politischer Vorgänge in den Arbeiten des frühen Rauschenberg und des frühen Warhol mit vergrößerten Steckbrieffotos und Abbildungen des elektrischen Hinrichtungsstuhls oder auch in Kenntnis der Vostell-Collagen aus den sechziger Jahren.
Erheiterndes ist aber auch in der mehr aufs rein Malerische bezogenen Kölner Ausstellung zu sehen gewesen, etwa die ironische Übernahme miefigen Fünfziger-Jahre-Designs in heute noch erhältlichen Vorhangstoffen, als “Holzkohle auf Leinen” betitelt. Duchow fräst Nierentischmuster in Spanplatten und bemalt die Vertiefungen mit Lackfarbe, er wird in den Düsseldorfer Kaufhäusern in der Stoffabteilung vor allem zu…