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Essay · S. 234 - 243
Essay , 1986

Michael Hübl
AC für alle

Kunstpolitik unter Jack Lang: Dezentralisation bis in die Klöster und Künstler als Partner der dritten industriellen Revolution. Tagebuch einer Informations-Tour de France
Paris, 10. November

Totengedenken, trübe Tage; Nebel, der nicht nur den Straßenverkehr behindert, sondern auch die Lebensfreude – diesem Negativ-Image des Monats November entgegenzuwirken, war wohl das Anliegen von Jack Lang und seinem Ministerium, als man die 30 Tage, die nach dem Kalender der Französischen Revolution zu zwei Dritteln in den Brumaire (Nebelmonat) und zu einem Drittel in den Frimaire (Frostmonat) gehören, kurzerhand zum Monat der Museen und der Bildenden Künste (»Mois des Musées et des Arts Plastiques«) erklärte. Damit das Vorhaben auch im Nebel allenthalben erkannt wird, hat der Kind-Künster Speedy Graphite im Auftrag des Kulturministeriums einen Aufkleber entworfen, der einen bunten Hund mit geblecktem Gebiß und Zielscheibenaugen zeigt. Auf diesem Tier sitzt ein kleiner roter Teufel, der scheinbar die Faust zum Klassenkampf ballt, in Wirklichkeit aber ein Lasso schwingt, das eine Sprechblase bildet – so jedenfalls präsentiert sich das rote Geschöpf auf dem Deckblatt der Revue, die zum »Kunst-Monat» der Franzosen erschienen ist. In der Sprechblase steht: »La ruée vers l’art«. Ein feinsinniges Wortspiel, wie zu erfahren war: »ruée«, das entspricht dem englischen »rush«, der lebhaften Nachfrage, dem Ansturm wie beim »goldrush«. Und weil »art« (Kunst) und »or« (Gold) so verwandt klingen im Französischen, bot es sich an, eine konnotative Verbindung herzustellen zwischen den Kunst-Interessierten von heute und den Schatz-Suchern von einstens.

Um die aktuelle Kunst geht es in diesem Monat der Museen vor…



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