Nicolas Siepen
Abstraktes Leben auf virtuellen Baustellen
Die Interieurs von Maja Weyermann
Aus der Sicht künstlerischer Produktion ist die Herstellung von Bildern eng an die Mediengeschichte geknüpft, ohne jedoch in ihr aufzugehen. Weil jedes artifizielle Bild bereits selber ein Medium ist, wird es nicht einfach von einer neuen Technik der Bilderzeugung in den Dienst genommen oder geschluckt, sondern geht andere Verbindungen zu sich selber und damit zu seiner Umgebung ein. Bilder sind also nicht nur deshalb genuin gesellschaftlich, weil sie in einem bestimmten sozialen Kontext entstehen, sondern weil dieser selber sich ohne die Produktion von Bildern nicht konstituieren ließe. Produktion, Bild/Medien und Rezeption sind so eng ineinander verschlugen, dass jeder Versuch, sie theoretisch voneinander zu trennen oder gar eine gültige Hierarchie unter den Komponenten zu etablieren Gefahr läuft, einer Idealisierung zu verfallen und die Unreinheiten und Vermischungen zu kaschieren.
Die artistische Praxis von Maja Weyermann stellt sich dieser Komplexität auf besondere Weise, weil ihre computergenerierten ‘Interieurs’ die soziale Kon- struiertheit von Räumen durch Wahrnehmungska- tegorien zum Ausgangspunkt wählt. Sie spielt mit einem multiplen Perspektivismus, der die Potenziale und Beschränkungen digitaler Medien auf ein traditionelles Sujet bezieht, einer Art Cyberkonstruktivismus, der ihre sedimentierte Realität in einem genau kalkulierten Manöver erodieren lässt. Dabei verwirft die Künstlerin die im heutigen Kunstfeld so beliebten Verfahren des Bearbeitens und Verfremdens von vorgefundenen Bildmaterialien und wenn ihre Bilder eine äußerliche Nähe sowohl zur Fotografie, zum Film, zum Architekturmodell als auch zur Collage aufweisen, so sind sie doch auch klar von diesen Verfahren unterschieden. Ähnliches gilt auch für ihre Objektwahl….