Ulli Moser
Abstrakte Malerei
zwischen Analyse und Synthese
Galerie nächst St. Stephan, Wien, 25.1. – 18.3.1992
Die Erwartungen und Ansprüche an das Ausstellungsprojekt waren hoch. Der Titel “Abstrakte Malerei zwischen Analyse und Synthese” weckte reges Interesse und ebensoviel Skepsis darüber, ob auf relativ kleinem Raum eine Schau zusammenstellbar sei, die diesem Thema gerecht werden könnte. Die Galerie nächst St. Stephan, seit einigen Jahren geradezu pragmatisch konsequent ihr Programm verfolgend, arbeitete mit viel Engagement an einer seriösen Umsetzung des Projekts.
Daß mit dieser Themenschau nicht nur eine zeitgenössische Entwicklung dargestellt werden sollte, sondern auch der Diskurs darüber angeregt werden wollte, bewies das “Internationale Kunstgespräch”, das den Auftakt zur Ausstellung machte und in Buchform publiziert wurde. In einem voll besetzten Hörsaal der Wiener Hochschule für angewandte Kunst referierten neun der insgesamt 21 vertretenen Künstler unter besonderer Berücksichtigung ihres eigenen Werkes zum Thema. Es stellte sich heraus: Die Bürde der Geschichte wird mit Gelassenheit getragen. Man modifiziert bekannte Modelle, man distanziert sich ohne zu negieren.
Die Selektion der Ausstellungsbeiträge war darauf konzentriert, zeitgenössische Positionen abstrakter Malerei vorzustellen, die schlüssige Synthesen oder auch radikale Antithesen zu den Pionierleistungen dieses Jahrhunderts verwirklichen. Dabei konnten nur andeutungsweise Orientierungen, nicht tiefgreifende Einblicke geschaffen werden. Hätte man das Thema eingehend darstellen wollen, wäre mehr Raum notwendig gewesen. In dem vorgegebenen Rahmen konnten bestenfalls spannungsreiche Relationen gefunden werden.
Die Hängung zielte nicht auf strenge Kategorisierung nach chronologischen oder formalen Kriterien. Eine chronologische Ordnung wäre nur unter Berücksichtigung des Alters der Künstler möglich gewesen, denn alle gezeigten Werke sind, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, in den…