Thomas Wulffen
Absalon – Compartiments
Künstlerhaus Stuttgart, 15.9. – 26.10.1991
Unter dem Titel “Compartiments” zeigt das Künstlerhaus Stuttgart eine Installation von Absalon. Die Ausstellung ist die erste deutsche Einzelpräsentation des Künstlers, der 1964 in Israel geboren wurde und heute in Paris lebt. Der Begriff “Compartiment” übersetzt sich in Abteilung, Fach und Feld. Die Benennung ergibt sich aus der Installation, die Installation aus der Benennung. In einem analytischen Zugriff lassen sich ebenfalls zwei Zugänge feststellen.
Der Ausstellungsraum ist durch eine ein Meter hohe Wand unterteilt, von ihr gehen jeweils wieder kleinere Zwischenwände ab, in denen weiße Formen untergebracht sind. Sie füllen den Raum zwischen den Wänden aus. Die Formen lassen sich nicht identifizieren, aber durch die gegebene Situation erinnern sie an Einrichtungsgegen-
gegenstände beziehen, dann sind sie idealisierte Volumina davon. Die weiße Farbe und die amorphe Form geben keine klaren Grenzen an. Insoweit unterscheiden sie sich von einem Hard-edge-Minimalismus, aber dennoch verweisen sie darauf. Wer den theoretischen Hintergrund des Künstlers nicht kennt, würde eine Übertragung der minimalistischen Formensprache in eine Nutzendenken qua Einrichtungsobjekt vermuten. In diesem Sinne hätte sich eine Formensprache, die auf der Betonung der bloßen Volumina beruhte, in einem Kontext wiedergefunden, der der gestalteten und nützlichen Form verpflichtet ist: Design-Minimalismus. Absalon aber beschritt den umgekehrten Weg. Ausgangspunkt ist nicht eine spezifische kunsthistorische Formensprache, sondern das Alltagsobjekt an sich. In einem Text, überschrieben mit “Proposal for Everday Objects” unterscheidet der Künstler zwischen Form und Gebrauch. Der Gebrauchssinn eines Objekts sei der kleinste Teil im Leben des Objekts. Wer davon absieht und neue Beziehungen zwischen…