Michael Hübl
„About Nothing“
Arbeiten auf Papier von John M Armleder
Kunsthalle Zürich, 13.11.2004 – 9.1.2005
Alles oder nichts – das ist in der Zürcher Ausstellung von John M Armleder das Gleiche. Der Schweizer Künstler, der sein Land 1986 auf der Biennale von Venedig vertrat, hat eine Auswahl getroffen, die „Von nichts“ (About Nothing) handelt und sich als Embarasse de richesse, als überwältigende Fülle, präsentiert. Arbeiten auf Papier aus vier Jahrzehnten, entstanden zwischen 1964 und 2004, sind zu sehen und gleichsam flächendeckend an den Wänden der Kunsthalle Zürich ausgebreitet. Gelegentlich bis unter die Decke wurden die hohen Räume mit Zeichnungen, Collagen oder skizzenhaften Malereien bestückt. Rund 500 Arbeiten sind da, meist dicht an dicht und teilweise zum ersten Mal, öffentlich ausgestellt – von frühen Reihungen bunter und silbern glitzernder Straßenfundstücke, die einmal als Verpackung für Süßigkeiten und anderen Konsumkleinkram dienten, bis hin zum großflächig aufgetragenen Tapetenmuster, das – zum Auftakt eisblau, zum Ausklang sattgelb – so etwas wie die visuelle Klammer der Schau bildet.
Das Medium Zeichnung hat in jüngerer Zeit wieder vermehrt Beachtung gefunden, und man kann darüber spekulieren, ob dieses Revival ursächlich mit dem gesellschaftlichen Umbruch und den latenten Verarmungsprozessen zu tun hat, die mit der Globalisierung einhergehen; ein solcher Zusammenhang wurde nicht zuletzt für die Frühromantiker konstatiert, die ebenfalls mit einer Epoche gravierender Veränderungen (Napoleonische Kriege, Kontinentalsperre) konfrontiert waren, nicht mit opulenten Aufträgen rechnen konnten und vielfach in der Zeichnung ihr hauptsächliches Darstellungsmittel fanden. Und heute gilt: Kreide, Kohle, Graphitstift sind unplugged, erlauben mithin eine schnellere und kostengünstigere…