Christian Huther
About blank
»Der leere Raum oder das Verschwinden der Dinge«
Kunsthalle Darmstadt, 27.11.2012 – 3.3.2013
Der Reiz ist dahin, der Blick hinter die Fassade ernüchternd. Ein Orientteppich ohne kräftige Farben, feine Muster und dicke Wolle ist kein Orientteppich mehr, sondern nur ein Gerüst, eine Leerformel. Heike Weber hat aus weißem Silikon ein rund sieben mal vier Meter großes und etwas grobes Teppichmuster auf einem blauen Podest ausgebreitet, einen „Kilim“. Das Klischee von 1001 Nacht hat sie mit banalem Dichtungsstoff aus dem Baumarkt nachempfunden, auch wenn sie sich eher vage an einem klassischen Orientteppich orientiert und auch den symmetrischen Aufbau weggelassen hat. Die Künstlerin bringt ihr Anliegen in einem Satz auf den Punkt: „Die Teppiche, die mehr aus Löchern als aus Masse bestehen und nicht begehbar sind, sind somit ein Negativ ihrer selbst.“ Weber gibt damit ein gutes Beispiel dafür, wie man das Verschwinden der Dinge oder die fast völlige Leere symbolisch zeigen kann.
Das Werk der in Köln lebenden Künstlerin, Jahrgang 1962, ist derzeit in der Darmstädter Kunsthalle zu sehen, zusammen mit Arbeiten von drei anderen Bildhauern aus verschiedenen Generationen. „About blank“ hat Kunsthallen-Chef Peter Joch seine neue Schau genannt, in Anspielung auf die leere Startseite, die der Internetbrowser zuerst anzeigt. Aber es geht keineswegs um die digitalisierte Welt. Vielmehr will Peter Joch veranschaulichen, wie zeitgenössische Bildhauer bewusst das Verschwinden und das Verbergen von Dingen oder gar die absolute Leere einsetzen, um Geschichte, Erinnerung, Räume und auch Sehgewohnheiten radikal aufzubrechen.
Eingangs wähnt sich der Besucher sogar im Teppichladen, dank Heike Webers…