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Ausstellungen: Berlin · von Matthias Reichelt · S. 321 - 321
Ausstellungen: Berlin , 2011

Matthias Reichelt
Abisag Tüllmann (1935–1996)

»Bildreportagen und Theaterfotografie«
Museum für Fotografie, Berlin, 17.6. – 18.9.2011

Die Alte Oper in Frankfurt 1963, noch von der Kriegszerstörung gezeichnet, eine Ruine. Gut lesbar unter dem Dreiecksgiebel die auf Goethe beruhende Inschrift „Dem Wahren Schönen Guten“. Davor braust der Verkehr. Ein VW-Käfer ist aufgrund seiner Geschwindigkeit nur schemenhaft erkennbar. Ein ambivalentes Symbol der Moderne, das vormals als KdF-Wagen für die vom Faschismus propagierte Motorisierung stand und nun mit neuem Namen das Wirtschaftswunder repräsentiert. Dahinter in konturenscharfer Zeichnung eine Straßenbahn mit Bierwerbung: Prost Henninger. Der komplexe Zustand der Bundesrepublik, gleichermaßen geprägt von Verdrängung, Restauration, Aufschwung und den lästigen steinernen Zeugen ist in einem Bild zusammengefasst. Das „Prost Henninger“ wirkt dabei wie ein sarkastisches Bonmot des Kabarettisten Wolfgang Neuss gegen die Bonner Restaurationspolitik. Übrigens schlug der SPD-Oberbürgermeister Rudi Arndt noch 1965 vor, die Alte Oper „mit ein wenig Dynamit“ zu sprengen, was ihm den Spitznamen „Dynamit-Rudi“ eintrug.

Das vielschichtige Bild stammt von der Fotografin Abisag Tüllmann, deren Arbeit, trotz vieler Auslandsreportagen, ebenso mit der Stadt Frankfurt verbunden war, wie das ihrer Kollegin Barbara Klemm. Abisag Tüllmann war mit ihrer Kamera in Frankfurt dabei, als sich in den späten 1960er Jahren neben Berlin und Hamburg auch dort der Protest erhob gegen den Muff aus 1000 Jahren unter den Talaren und dokumentierte die sozialen Kämpfe in Bildern und Reportagen. Zu jener Zeit hatte sie sich schon längst einen Namen gemacht und ihre Bilder waren prominent in „magnum – die Zeitschrift für das moderne Leben“, neben Fotografien von Henri Cartier-Bresson, Inge Morath…



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von Matthias Reichelt

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