Magdalena Kröner
Abigail O’Brien
»Extreme Unction – From The Ophelia Room«
Galerie Bugdahn + Kaimer, Düsseldorf, 27.10. – 23. 12.2000
Manchmal genügt eine geringfügige Änderung des Blickwinkels, um zu einer bereits gegebenen Antwort eine neue Frage zu stellen. Was wäre, wenn Ophelia sich aus unglücklicher Liebe zu Hamlet nicht ertränkt hätte, sondern ausgerutscht und ins Wasser gestürzt wäre? Ausgehend von dieser Überlegung entwickelte die irische Künstlerin Abigail O’Brien ihre jüngste Installation “Extreme Unction – From The Ophelia Room”, in der sie die literarische Opferfigur vom nekromantisch überhöhten Objekt männlicher Künstlerphantasie zum Agens uminterpretiert, um das Sakrament der letzten Ölung in Fotografie, Skulptur und Klang zu erkunden. Dies geschieht jedoch ebenso wenig im Sinne einer essentialistisch-feministischen Umdeutung, wie der gesamte Zyklus zum Thema der sieben christlichen Sakramente als Reinstallation eines feministischen hortus conclusus in der Nachfolge von Judy Chicago’s “Womanhouse” gelesen werden sollte.
Gleichwohl nutzt O’Brien traditionelle Strategien und Medien weiblicher Repräsentation, die sich maßgeblich im gleichermaßen geschützten wie gesellschaftlich separierten, patriarchal dominierten Innenraum lokalisieren: Haus und Kirche. Doch ist der “Ophelia Room” insofern davon zu unterscheiden, als er ein Tabu berührt. Die im unteren Galeriengeschoss mit sechs Fotografien aus einem Leichenschauhaus und einer langsam schmelzenden Urne aus Eis inszenierte Grabkammer stößt in den ideologisch wie faktisch sanktionierten, hermetischen, letzten Raum der Gesellschaft vor.
Der Binnenbereich des Weiblichen bildet das Zentrum jeder Werkgruppe: waren es die Nahrungszubereitung und das Essen in “Last Supper”, “Kitchen Pieces – Confession + Communion” oder die Versorgung des Kindes in “Baptism”, ist es jetzt das Sticken als vordergründig beiläufige Praxis….