60. Venedig Biennale: Gespräche
Abdullah Al Saadi
Sabine B. Vogel: Wovon handelt Ihr Länderbeitrag Sites of Memory, Sites of Amnesia?
Abdullah Al Saadi: Meine Ausstellung erzählt von Reisen. Ich reise seit 1992, meistens durch mein Land. Manchmal gehe ich zu Fuß, aber auch mit dem Auto, Fahrrad oder mit meinem Esel. Ich bereite meine Reisen genau vor. Manchmal bin ich nur einen Tag unterwegs, manchmal mit einem Zelt auch länger, bis zu 20 Tagen. Während der Reisen entstehen Karten, ich zeichne und führe Tagebücher. Es ist meine Art zu leben, meine Art der Kunst.
Im Pavillon stehen in Vitrinen und Regalen Schachteln – woher stammen die?
Abdullah Al Saadi: Ich kaufe solche alten Schachteln von Gebäck oder ähnlichem, in die ich später die Zeichnungen einfüge. Mit den Nummern markiere ich die Orte, die ich besuche. Andere Zahlen beziehen sich auf meine Tagebücher. Eine Reise hat mich zu Eisbergen geführt. Aus deren Formen habe ich ein Alphabet gezeichnet. Manche Karten zeichne ich auf Steine, das ist ein sehr genauer Auswahlprozess. Bei der Reise ins Wadi Tayybah habe ich so lange dort kampiert, bis ich mich mit der Landschaft vertraut gefühlt habe. Erst dann konnte ich die Steine aussuchen. Für The Purl and Silk Journey 2015 entstanden die langen Schriftrollen, ich habe lange über die Berglandschaft von Wadi Madha meditiert, über Nahrung und Vitalität nachgedacht, während ich fünf Tage lang von Brot, Tee und Kaffee lebte. Bei einer Reise habe ich ein Grammophon mitgenommen und habe drei Tage lang die mitgebrachten Platten…
