Ab und zu lüftet die documenta 14 den Vorhang
von Dirk Schwarze
Es ist zur Gewohnheit geworden, dass die alle fünf Jahre in Kassel stattfindende documenta erst spät die komplette Liste der teilnehmenden Künstler bekannt gibt. Gleichwohl reizt es die documenta-Leiter, hier und da einen Künstler oder ein Projekt vorzustellen. Am weitesten wagte sich Carolyn Christov-Bakargiev vor, die zwei Jahre vor dem Start der dOCUMENTA (13) gemeinsam mit Giuseppe Penone dessen Bronze-Baum „Idee di pietra“ am Rande der Karlsaue der Öffentlichkeit übergab. Diese auch an Joseph Beuys erinnernde „Pflanzaktion“ galt als ein Versprechen, dass die documenta-Leiterin und ihre Ausstellung hier ihre Wurzeln schlagen würden.
Auch Adam Szymczyk lüftet bei der Vorbereitung der documenta 14 gelegentlich den Vorhang. Als im Sommer 2015 die documenta ihren 60. Geburtstag mit einem Symposium feierte, wurde der kurdische Künstler Hiwa K als erster Teilnehmer der documenta 14 vorgestellt. Sein Beitrag vollzog sich auf drei Ebenen: Vordergründig begleitete er mit seiner Gitarre die Flamenco-Sängerin Carmen Amor. Dazu trug Adam Szymczyk Texte vor, die schilderten, wie Perspektivwechsel helfen können, eine Flucht zu überstehen. Und schließlich führten Filmszenen im Hintergrund in die Kriegswirklichkeit der arabischen Welt.
Dieses Übereinander-Schieben verschiedener Wirklichkeiten und Erzählweisen macht die Arbeitsweise von Hiwa K aus. Er muss als eine Schlüsselfigur der kommenden documenta gelten, da das Kuratorium der Arnold-Bode-Stiftung, dem auch Szymczyk angehört, den Bode-Preis für 2016 an Hiwa K vergeben hat. Mit Hiwa K. wird nach Goshka Macuga zum zweiten Mal ein Künstler vor seiner documenta-Teilnahme ausgezeichnet.
Sehr viel spektakulärer ist ein anderes Vorspiel zur documenta 14: Adam…