Paolo Bianchi
AAA: Art Altstetten Albisrieden
Stadtraum, Zürich, 13.6. – 13.9.2015
Schmerzhaft, so der Kunsthistoriker Walter Grasskamp, ist „der Verzicht auf eine bündige ästhetische Repräsentation“. Im Kontext der Diagnose dieses bedenkenswerten Mankos in der bürgerlichen Demokratie hat Grasskamp 1990 den paradigmatischen Begriff „Die unästhetische Demokratie“ geprägt.
Ausgehend von den Intentionen der Führungselite, Politik und Ästhetik symbiotisch in Dienst zu nehmen, zeigt sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts, wie „die beiden großen Tyranneien, Nationalsozialismus und Kommunismus, den Künsten eine herausragende Bedeutung bei der Durchsetzung und Festigung ihrer Machtansprüche beigemessen haben, wie sie in den bürgerlichen Demokratien längst aus der Mode gekommen waren“. Wer eine differenzierte Betrachtung der Kunstgeschichte vornimmt, muss zu der Erkenntnis gelangen, dass selbst in autoritären und absolutistischen Regimes durch den Einsatz der Künste der Tyrannei eine Bedeutsamkeit zufällt, die nicht selten ästhetisch stimmig ist und verfängt, selbst und gerade auch über die Darbietungsform des Kitsches. Grasskamps Fazit fällt ernüchternd aus: „Es nimmt sich wie eine peinliche Schwäche der Demokratie aus, dass sie dieser Pracht der Tyrannis so gut wie nichts entgegenzustellen weiss.“ Aus diesem Grund wird Demokratie, „weil sie eben keine geschlossene ästhetische Repräsentation hervorbringt“, als eine unästhetische bezeichnet. Das auch deswegen, weil die Künste den Gesetzen der Marktwirtschaft ausgeliefert worden sind.
Wer heute durch sich im Selbstbild als „Kulturstadt“ verstehende Orte flaniert, trifft in ihnen auf Kunst im öffentlichen Raum, die entweder als Standortmarketing verstanden werden will oder sich als Format einer“Galerien-Kunst“ präsentiert, der nicht allzu viel an Schmeichelhaftem anhaftet.
Im Auftrag der Kulturstadt Zürich hat Christoph Doswald, freier Kurator und Präsident…