Marcus Lütkemeyer
A Whiter Shade of Pale
»White Out«
Künstlerhaus Palais Thurn & Taxis, Bregenz, 2.3. – 9.4.2007
She said, ‘There is no reason / and the truth is plain to see.’ / … and although my eyes were open / they might have just as well been closed.” lautet es in einer Strophe des Rock-Klassikers “A Whiter Shade of Pale”, mit dem Procol Harum den Spagat zwischen Anleihen klassischer Musik und psychedelischer Lyrik 1967 meisterte. Wenngleich die Aussage des Textes strittig und das Lied nach unzähligen Time-Life-Auflagen verbrannt ist, bleibt sein Leitmotiv zeitlos aktuell. Denn was für heutige Ohren getragen melodiös besungen wird, formuliert das menschliche Grundbedürfnis, bisweilen der Welt entfliehen zu wollen – und sei es nur für einen Augenblick. Dazu bietet sich vor allem in Situationen der Überforderung, der Irritation oder des peinlichen Berührtseins ein simpler physischer Trick an, nämlich die Augen zusammen zu kneifen und nervös zu blinzeln, wodurch das Außen, als vom Auge beherrschtes Gegenüber abrupt an Schärfe verliert. Farben und Konturen verschwimmen und am Rand zur Dunkelheit setzt wohltuende Orientierungslosigkeit ein. Dass aber solches Suspendieren des fokussierenden Blicks, der hybride Moment des Auflösens der Formen und ihr Kippen in die diffusen Provinzen des Imaginären einen Sonderraum für ganz unmittelbare Erfahrungen eröffnet und zugleich auch einen (gesuchten) Ort spannungsvoller künstlerischer Auseinandersetzung markiert, verdeutlicht eine Wanderausstellung mit 14 Künstlern, im Künstlerhaus Bregenz und in der Stadtgalerie Saarbrücken. Als Titel hat sich Kurator Stefan Rasche programmatisch den meteorologischen Begriff des “White Out” entliehen. Dieser bezeichnet einen temporären Helligkeitsgrad, der…