Volker Adolphs
A School of London
»Six Figurative Painters«
Kunstmuseum, 6.11.-10.1.1987
»A School of London« – das klingt nach der Einheit eines ästhetischen Konzepts, nach gemeinsamen stilistischen und ikonographischen Merkmalen, nach Schüler, Lehrer und Lehre, eben nach einem Geflecht künstlerischer und persönlicher Beziehungen. MICHAEL ANDREWS, FRANK AUERBACH, FRANCIS BACON, LUCIAN FREUD, R. B. KITAJ und LEON KOSSOFF, die als »Six Figurative Painters« unter dem Geschlossenheit verheißenden Titel »A School of London« im Kunstmuseum Düsseldorf präsentiert werden, haben sich allerdings nie einer per Manifest oder durch einen gruppenspezifischen Kunstkodex verordneten Gemeinschaftlichkeit verpflichtet gefühlt, alle sechs zwischen 1909 und 1932 geborenen Künstler sind vielmehr ausgewiesene Individualisten, die ihre Eigenständigkeit stets gepflegt haben. »Schule« ist also der griffige, Freundeskreis wäre der angemessene Terminus, denn auf jeden Fall gibt es da menschliche Bindungen, die in einer Reihe von Porträts farbig geronnen sind: Freud malt Auerbach, Auerbach malt Freud, Bacon malt Auerbach und Freud, Kitaj malt Bacon, Freud malt Bacon, aber auch Andrews, der Freud malt, während Auerbach Kossoff malt, alle malen alle. Nun muß man mit dem Begriff »Schule« nicht dogmatisch eng umgehen, oft dient er kunsthistorischer Betrachtung nur als Hilfskategorie zur Strukturierung künstlerischer Prozesse und Knotenbildungen. Allerdings ist im Blick auf die Londoner Szenerie der Begriff einer »School of London« nicht von außen, sondern von einem zu programmatischen Äußerungen neigenden Künstler, R.B. Kitaj, 1976 ins Spiel gebracht und 1987 durch die von der Royal Academy veranstalteten Ausstellung »British Art in the Twentieth Century« wohl endgültig als Gruppenbezeichnung nobilitiert worden.
Und in der Tat, es gibt wichtige Gemeinsamkeiten….