Jürgen Kisters
A. R. Penck
Galerie Werner, 16.3. – 20.4.1996
Was ist es, das die Strichfiguren des A. R. Penck seit Jahren so auffallend, so beliebt, so anerkannt sein läßt? Ihre Einfachheit? Ihre Originalität? Ihre leichte Wiedererkennbarkeit? Ihre künstlerische Konstanz? Eine Ausstellung neuester Malwerke Pencks in der Galerie Werner bot den Anlaß, auch diese Frage (wieder einmal) zu stellen. Großformatige schwarz-weiße und farbige Bilder auf Leinwand und eine Vielzahl kleinformatiger Zeichnungen gaben einen Einblick in Pencks schlichtes Figurenrepertoire, das zwischen faszinierenden gestalterischen Würfen und einem flachen malerischen Husten tatsächlich alle Spielarten kennt.
Die Variation jedenfalls, das weiß man, kann es nicht sein, die den Künstler so populär macht, denn schließlich ähneln die Strichfiguren und Zeichen auf Pencks Bildern einander seit Jahren wie ein Ei dem anderen, die einen vielleicht ein bißchen grober, die anderen eine Spur huschender. Fast immer sind es Männer, mit baumelnden Penissen und Speeren in den Händen. Zeichnet also die Ähnlichkeit all diese Strichfiguren aus, so mag möglicherweise gerade in diesem Verlangen nach Wiederholung und der raschen Wiedererkennbarkeit des Menschen als einer gleichermaßen unbeholfenen wie lächerlichen wie rätselhaften Strichfigur ein wesentlicher Reiz bestehen. Auch der tägliche Blick auf die wechselnden Menschenschicksale in den Nachrichten ist weniger von dem Bedürfnis nach Neuigkeiten geprägt als der insgeheim dahinter verborgenen Bestätigung, daß alles beim alten geblieben ist: der Mensch in seinem Kampf, in seinen Unfällen, seinen Fehlern. Penck transportiert eine ähnliche Botschaft; und die Art, wie er sie ins Bild setzt, suggeriert, daß die Menschen sich seit Urzeiten nicht verändert haben. So bannt…